Traumböcke in England – hier gibt es die Möglichkeit auf wirklich kapitale Rehböcke zu Schuss zu kommen. Der Jagreiseveranstalter Nikolaus Brockmann von Globus Jagdreisen gibt interessante Einblicke zur Bockjagd auf der Insel. Der absolute Lebensbock ist hier nicht gerade unwahrscheinlich.
500 Gramm-Marke
Das Rehwild ist auf dem Kontinent das am häufigsten vorkommende Schalenwild, und so ist der Rehbock bzw. sein Gehörn für die meisten europäischen Jäger die erste Trophäe und die häufigste an seiner Wand. Wenn man nun viel Jagdgelegenheit auf eine bestimmte Wildart hat und diese gut kennt, wird man irgendwann selektiver und freut sich besonders über das starke, schwere oder abnorme Stangenpaar eines reifen Bocks. Da aber die Qualität bzw. Stärke der Rehwildtrophäen überwiegend vom Standort, das heißt der Bodenqualität abhängt, sind den meisten Revieren Grenzen gesetzt. In Niedersachsen dürfte ein Sechser mit 250 bis 300 Gramm Netto-Gehörngewicht bereits als stark angesehen werden, auf schweren Böden in Bayern oder Mecklenburg-Vorpommern kommen schon mal Böcke bis 450 Gramm zur Strecke. Darüber hinaus markieren Böcke im Bereich um die 500 Gramm nur noch vereinzelte Punkte auf der Deutschlandkarte.
Gestiegene Wertschätzung
Kein Wunder also, dass der passionierte Rehbockjäger auch einen Blick über die deutsche Grenze hinaus wagt. Nach den bekannten Jagdländern wie Polen, Ungarn oder Rumänien, die regional über starke Böcke verfügen, kam später auch England als Reiseziel in das Bewusstsein der Auslandsjäger. Diese Verzögerung lag darin begründet, dass man in Großbritannien das Rehwild nicht als edles Jagdwild, sondern in erster Linie als Schadwild ansah. Der Gentleman jagte, und tut dies heute noch, überwiegend nur auf Flugwild, das Haarwild war mehr Sache der Jagdaufseher („keepers game“) und musste wohl oder übel reguliert werden. Wenn vielleicht mal ein Hirschgeweih Einzug in einen britischen Jagdhaushalt fand, so wurde den Rehkronen keinerlei Beachtung geschenkt. Erst in jüngerer Zeit änderte sich dies.
Traumböcke in England - gestiegene Preise
Hegebemühungen im klassischen Sinn gab es für das Rehwild nicht. Dies änderte sich erst in den letzten Jahrzehnten, als man eine zunehmende Nachfrage nach starken Rehböcken aus Kontinentaleuropa erfuhr. Reviere mit starken Böcken haben deren Wert erkannt und bewirtschaften diese Wildart nachhaltig. Es werden Abschusspläne erstellt und offensichtlich junge Zukunftsböcke geschont. Konnte man früher in England mit Erlaubnis des Landeigentümers noch kostenlos auf Rehwild jagen, so wurden alsbald „outing fees“ (Pirschgebühren) und Abschussgebühren nach Stärke der Trophäen eingeführt. Diese Abschussgebühren haben im Laufe der Jahre auch beträchtliche Steigerungen erfahren, sind aber im internationalen Vergleich immer noch günstig: für einen Rehbock mit 500 Gramm (netto, d.h. Schädel mit Oberkiefer abzgl. 90 g nach 24 Std.) werden etwa 900 Britische Pfund verlangt, was derzeit etwa 1.050 Euro entspricht. In Ungarn kostet dieser Bock 3.000 Euro, in Polen etwa 2.650 Euro und in Rumänien 2.150 Euro.
Interessanter Maximalpreis
Interessant wird es vor allem bei Böcken, die die 500 Gramm überschreiten, denn in England bleibt es oft bei dem Maximalpreis für 500 Gramm, egal wie viel stärker der Bock dann ist. In Osteuropa dreht sich die Preisspirale indes munter weiter, und so kann ein Bock mit 550 oder 600 Gramm dann schon ein Mehrfaches des 500ers kosten.
Beachtenswerte Relation
Bei den Trophäengewichten muss man aber auch bedenken, dass das Gehörn mit Schädel gewogen wird und je nach Physionomie des Wildes entsprechenden Anteil hat. Wiegt ein Rehbock bei uns 18 Kilogramm, so kann er in England schon mal 23 oder 24 Kilogramm wiegen, und dementsprechend sind auch die Schädel größer und schwerer. Der 300-Gramm- Bock aus der Lüneburger Heide kann daher genauso spektakulär aussehen wie der 450-Gramm-Bock aus Somerset, Südengland, wenn man das Verhältnis Stangen zu Schädel betrachtet. Dafür zeichnet die südenglischen Rehbockgehörne häufig eine starke Perlung, viel Masse und hohe Stangenlänge aus. Auch abnorme, vielendige Trophäen sind nicht gerade selten, und abhängig vom Standort sind die Stangen bereits im April meistens schön dunkel gefärbt.
Die Einstände
Die besten Gebiete für die starken Rehböcke Englands liegen im Süden des Landes in den Grafschaften Devon, Dorset, Hampshire, Somerset sowie Wiltshire, wo bedingt durch den Einfluss des Golfstroms ein milderes Klima herrscht. Die Grafschaften Südenglands sind von einer lieblichen Landschaft geprägt, in der sich Felder mit Brachen, Wiesen, Feldgehölzen und Remisen abwechseln. Kleine Bäche, Knicks und die so typischen, bewachsenen, hunderte Jahre alten Mäuerchen grenzen die Flächen zueinander ab. Eingesprengt liegen Farmen und Dörfer, wo es überall sehr charmante Pensionen gibt, die als Ausgangspunkt für die Pirschen dienen. Die Zeiten einfacher Quartiere und sprichwörtlich schlechter Verpflegung sind definitiv vorbei.
Die Jagdzeiten für die Traumböcke in England
Die Natur im Süden Englands ist die ein oder andere Woche weiter als bei uns. Dementsprechend beginnt die Jagdzeit auf Böcke auf der Insel auch schon am 1. April. Die meisten Böcke, auf jeden Fall aber die alten, haben dann bereits verfegt, sind aber noch überwiegend in der Winterdecke. Dennoch sind die ersten Wochen des Monats die beste Jagdzeit, da ab Anfang Mai die Felddeckung bereits sehr hoch ist. Wer auf rote Böcke jagen möchte, muss zur Blattzeit fahren, die zwischen dem 20. Juli und 15. August liegt.
Die etwas andere Jagd
In Südengland gibt es für die Rehwildjagd nur sehr wenige Ansitzgelegenheiten – wenn überhaupt. In der Regel wird gepirscht und vom Schießstock aus geschossen. Mit Schussentfernungen bis 150 Meter ist zu rechnen. Jagdliches Brauchtum mit einem letzten Bissen, Verblasen oder der Erlegerbruch sind unbekannt.
Berechtigte Erwartungen
Es zählt die sportliche Jagd, die Güte der Pirsch und für den Gast natürlich die Trophäe. Und diesbezüglich muss Südengland keinen Vergleich scheuen: jedes Jahr werden etliche Böcke über der magischen 500-Gramm-Grenze und im Goldmedaillenrang erlegt. Spitzenrehböcke zwischen 500 und 600 Gramm kommen öfters vor und gelegentlich noch stärkere Kapitalböcke. In drei Jagdtagen darf man mit zwei bis drei starken Böcken mit einem Durchschnittsgewicht um die 400 Gramm rechnen, und mit Glück ist ein Kapitaler dabei. Aber man braucht auch im Süden der Insel eine gute Portion Waidmannsheil für den Traumbock in der Spitzenklasse. Wenn er allerdings dann fällt, ist er günstig. Und eine Reise nach England ist nicht nur in jagdlicher Hinsicht, sondern auch kulturell immer interessant, und so könnte man durchaus seine bessere Hälfte mit auf die Reise in die Kulissen der Filme von Rosamunde-Pilcher nehmen.
Wichtige Informationen
- Beste Jagdzeit: April bis Anfang Mai, Blattzeit
- Formalitäten: Firearm Permit für die eigene Waffe (€ 75), besorgt der Veranstalter mit dem Europäischen Feuerwaffenpass
- Kosten: ab 1.055 Euro für drei Jagdtage, Führung 1:1, Transporte, vier Übernachtungen mit Frühstück; Abschussgebühren: Rehbock 350 - 399 g = ca. GBP 470 Rehbock 400 - 449 g = ca. GBP 570 Rehbock 450 - 499 g = ca. GBP 700 Rehbock ab 500 g = ca. GBP 900