Rothirschjagd in Schottland – das bedeutet atemberaubende Landschaften, sportliche Jagden, hohe Wildbestände und Jahrhunderte alte Traditionen. Vier Gründe, die eine Rothirschjagd in den Highlands bei vielen Jägern so reizvoll erscheinen lassen. Nikolaus Brockmann von Globus Jagdreisen verrät, was den Jäger hier erwartet.
„Keepers game“
In Schottland wird seit Jahrhunderten auf Rotwild gejagt, wobei der Hirsch als Trophäenwild nie den Status wie auf dem Festland hatte. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Schottlands Rotwild deutlich kleiner als seine Verwandten ist und die Hirsche entsprechend geringere Geweihe tragen. Lange galt das Interesse der höheren Stände nicht dem Haar- oder Schalenwild, sondern dem Flugwild. Auch heute noch ist die Jagd auf getriebene Moorschneehühner, Fasanen oder Rebhühner „gentlemen sport“ und die Rothirschjagd in Schottland vielerorts immer noch „keepers game“, das heißt, der Abschuss ist vom Berufsjäger zu erfüllen. Das hat sich aber mit zunehmendem Interesse vom Kontinent an den klassischen Hirsch- und Kahlwildjagden auf den großen Gütern, vor allem denen, die keine kommerziell nutzbaren Niederwildjagden haben, geändert, und heute führen die Stalker die ganze Saison hindurch Gäste.
Rothirschjagd in Schottland – die Trophäe
Wer nach Schottland zur Rotwildjagd fährt, sollte keine starken Trophäen im Auge haben. Es werden zwar gelegentlich „bessere“ Rothirsche mit zwölf („royal“) oder mehr Enden („imperial“) erlegt, sie sind aber die Ausnahme und die Geweihgewichte gering. Vielmehr steht bei dieser Jagd die Pirsch durch eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Landschaft im Vordergrund. Die schottischen Highlands sind mit bis zu 1.200 Metern zwar nicht hoch, aber die Wege weit und das Wetter nicht immer postkartentauglich. Wer dann nach langer und schweißtreibender Pirsch und dem Schuss vom Rucksack aus dem Heidekraut heraus vor seinem Hirsch mit vielleicht nur sechs, acht oder zehn Enden steht, dem wird diese Trophäe immer viel bedeuten.
Die Jagdzeiten
Die Hirschjagd beginnt in Schottland bereits im Juli, wird aber erst ab August interessant, wenn die älteren Hirsche verfegt haben. Diese stehen dann hoch in den Bergen, wo es kühl ist, und müssen gesucht werden, was eine so anspruchs- wie reizvolle Jagd ist. Diese Zeit, lange vor der Brunft, ist aber auch ideal für eine Kombination mit Familienurlaub: das Wetter ist meist freundlicher und lädt zu anderen Aktivitäten wie Wandern, Städtetouren oder Fischen ein. Viele glasklare Flüsse sowie Seen verfügen über einen guten Besatz an Forellen und Lachsen. Im September beginnt dann die Hauptjagdzeit auf Hirsche, und von Woche zu Woche erlegen die Reviere mehr Hirsche. Ende September beginnt die Brunft und währt bis zum Ende der Jagdzeit am 20. Oktober. Die Hirsche stehen bei ihrem Kahlwild auf den Brunftplätzen in den Berghängen, und das akustische Schauspiel ist einmalig. Nicht selten kann man aus der Ferne mehrere Brunftrudel beobachten, auf jeden Fall aber hören.
Das Jagdangebot
Der Jagdtag zur Rothirschjagd in Schottland beginnt in der Regel nach dem umfassenden schottischen Frühstück und dauert bis zum Nachmittag, so dass man sich tagsüber aus dem Rucksack versorgen muss. Ist ein Hirsch erlegt, muss dieser versorgt und anschließend geborgen werden, was nicht immer ganz einfach ist, wenn nicht ein Quad oder ein sogenannter „pony man“ zur Verfügung steht. Vom Gast wird in dem Fall dann eine gewisse Mithilfe erwartet. Üblicherweise rechnet man pro Jagdtag mit einem Rothirsch, in der Brunft können es auch schon mal zwei werden. Die Jagdführung erfolgt 1:1 oder 2:1, wenn zwei Gäste mit einem Stalker gehen. Letzteres lässt einen die Jagd des anderen hautnah miterleben und die Jagderlebnisse miteinander teilen. Zwei Hirsche pro Jäger bei einer Jagdführung 2:1 über vier bis fünf Jagdtage und sechs Übernachtungen sind ein übliches Arrangement für eine Hirschjagd in Schottland, das aber im Hinblick auf die Jagdführung und Anzahl der Hirsche variiert werden kann.
Die Ausrüstung zur Rothirschjagd in Schottland
Da es sich bei diesen Jagden ausschließlich um Pirschjagden in meist hügeligem oder bergigem Gelände handelt, gehören zur jagdlichen Ausrüstung in erster Linie gut eingelaufene und wasserdichte Pirschstiefel sowie atmungsaktive, Bewegungsfreiheit bietende Oberbekleidung und ein Wechselhemd sowie eine Fleecejacke in den leichten Rucksack. Da ausschließlich bei Tageslicht gewaidwerkt wird, sind keine lichtstarken, aber möglichst zehnfache oder größere Optiken erforderlich. Die Schussentfernungen liegen bei bis zu 200 Metern, die der Guide vom Gast erwartet. Wer kann, kann weiter schießen, wozu dieses Gelände reichlich Gelegenheit bietet und Kaliber von 6,5 bis .300 ideal sind. Stärkere Kaliber sind in Schottland unüblich und werden seitens der Behörden selten genehmigt.
Die Papiere
Für die Waffeneinfuhr zur Rothirschjagd in Schottland benötigt man ein sogenanntes „Firearm Permit“, das der Veranstalter besorgt. Dafür werden Kopien des Europäischen Feuerwaffenpasses und des Jagdscheins benötigt. Die Bearbeitungszeit dauert mitunter sechs Wochen. Da darüber hinaus bei der An- reise mit dem Flugzeug die Fluggesellschaften für den Waffentransport nicht unerhebliche Gebühren verlangen, entscheiden sich viele Jäger für eine Leihwaffe vor Ort. Dies ist meist die Waffe des Stalkers im geeigneten Kaliber, entsprechend eingeschossen sowie mit Zweibein und Schalldämpfer ausgestattet.
Die Anreise
Die Anreise nach Schottland erfolgt entweder per Fähre über Nacht von Amsterdam nach Newcastle im Norden Englands und Weiterfahrt im eigenen Wagen nach Schottland oder per Flugzeug nach Edinburgh, Glasgow oder Inverness, wo man dann einen Mietwagen übernimmt. Ist der Flug die schnellste Anreise, hat eine Fährfahrt ihren eigenen Charme und beschränkt einen nicht beim Gepäck. Indes, die Kosten sind in etwa die gleichen. Will man mit der eigenen Waffe reisen, muss man nur vorher klären, ob die Fluggesellschaft diese auch mitnimmt.
Die Unterkunft
An Quartieren bietet Schottland alles von der einfachen Bed-and-breakfast-Pension im Ort über Cottages mit Meerblick und Selbstverpflegung bis zu gehobenen Hotels und sogar Schlössern. Dies ist eine Frage des Geschmacks und des Budgets oder der Verfügbarkeit in Reviernähe, denn manche Jagdreviere liegen sehr abgelegen, haben wenig Infrastruktur und dementsprechend begrenzte Unterkunftsmöglichkeiten.
Die Verpflegung
Über das Essen auf der Insel wird gelegentlich noch gelästert, aber kaum noch von denen, die in den letzten Jahren dort waren und sich nicht nur auf Fastfood beschränkt haben. Es gibt mittlerweile viele Restaurants und Hotels, die eine sehr gute Küche haben und überwiegend lokale Produkte verarbeiten. Meeresfrüchte, Wild und Lamm gibt es in hervorragender Qualität, beste Weine werden importiert und der schottische Whisky ist weltberühmt. An „black pudding“ und „haggis“ kann sich dann der Fortgeschrittene probieren.
Die durchschnittlichen Kosten
Dank der großen Beliebtheit sind Rothirschjagden in Schottland nicht mehr so günstig wie früher, aber das durch den Brexit geschwächte Pfund relativiert dies derzeit. Für eine fünftägige Jagd mit sechs Übernachtungen/Frühstück und zwei Hirschen (ohne Trophäenlimit) sind um die 2.000 Euro zuzüglich Nebenkosten (Anreise, Permit, Trinkgelder, Abkochen, Bearbeitungsgebühr, extra Mahlzeiten) zu veranschlagen, insgesamt wird man unter 3.000 Euro bleiben. Und dafür bekommt man in Schottland viel Jagderlebnis geboten!