Rothirschjagd in Dänemark

Auf einen reifen Rothirsch während der Brunft zu pirschen gehört sicher zu den ganz besonderen jagdlichen Erlebnissen.

Rothirschjagd in Dänemark während der Brunft. Die Pirsch gilt einem starken Hirsch. Unser Wildfotograf hatte die einmalige Gelegenheit, Jagdführer und Jäger mit der Kamera begleiten zu dürfen.

Herbstlicher Geruch

Es riecht nach Herbst an diesem Morgen, als Hans Brix, Paw Pedersen und ich Richtung Brunftplatz pirschen. Unser jagdliches Ziel ist klar: ein Hans seit Jahren bekannter Erntehirsch. Der Däne kennt „seine“ Hirsche. Nicht lange und wir stehen an der Wald-Wiesen-Grenze, dem Brunftplatz. In der Wiese herrscht Betrieb: Rotkahlwild zieht im flotten Tempo von einer Waldecke über die Wiese in die andere. Und mittendrin der Platzhirsch, es ist der Gesuchte, der König des hiesigen Waldes! Sein dunkler Wildkörper hebt sich deutlich vom viel geringeren Kahlwild ab. Seine beeindruckenden Kronen nehmen Paw und mir den Atem. Und schon ist die Chance vertan, Hirsch und Kahlwild verschwinden im Wald. Wir versuchen, ihnen zu folgen, doch ohne Erfolg.

© Max Steinar
© Max Steinar

Der zweite Versuch

Am Abend ein erneuter Versuch auf der Rothirschjagd in Dänemark. Die Brunft ist in vollem Gange. Diesmal sind wir früher unterwegs und besetzen einen Hochsitz am Rand einer Lichtung, auf der der Hirsch mehrfach bestätigt wurde. Und es dauert nicht lange, da vernehmen wir ein tiefes, langgezogenes Schreien, vielleicht 700 bis 800 Meter entfernt. Immer wieder meldet der Hirsch. Offenbar zieht das Brunftrudel genau auf uns zu, denn das Schreien wird lauter und lauter. „Da ist er!“, Paw’s Stimme überschlägt sich fast vor Aufregung. Und tatsächlich, durchs Fernglas erkenne ich, wie er von links nach rechts zieht. Und überall Kahlwild. Auch einige Beihirsche kommen in Anblick. Nun zieht das Rudel auf die Lichtung, und wieder schreit der Hirsch mit erhobenem Haupt und auf den Ziemer gesenktem Geweih – was für ein Anblick! Eine Mahnung an alle Beihirsche, dem Rudel nicht zu nahe zu kommen. Mich beeindrucken seine Kronen. Links drei lange Enden, rechts sogar fünf Sprossen. Ein wenig ähnelt sein Hauptschmuck dem eines Wapitis.

Reges Treiben auf der Rothirschjagd in Dänemark

Dass das Kahlwild sich sicher fühlt, unterstreicht die Tatsache, dass die Sonne noch wärmend am Himmel steht. Während der Brunft hält Hans Ruhe in seinem Wald. Obwohl Paw vor Aufregung am ganzen Körper zittert, genießen wir noch eine Weile das rege Treiben auf dem Brunftplatz. Ich habe viel Zeit, um Fotos zu schießen. Dann erhält Paw grünes Licht, es auf seinen Lebenshirsch zu versuchen. Denn die Entfernung passt. Das lässt dieser sich nicht zweimal sagen. Am ganzen Körper zitternd, richtet Paw sich ein. Durch den Sucher der Kamera sehe ich, wie im Schuss die Kugel mitten auf dem Blatt einschlägt. Der Hirsch wirft sich augenblicklich herum und flüchtet in den Wald.

Vor dem Hirsch

Wir alle atmen schwer durch. Überglücklich liegen wir uns in den Armen. Nach einer Zeit der Besinnung baumen wir ab und gehen Richtung Anschuss. Überall Lungenschweiß. Der Fluchtfährte zu folgen, ist kein Problem. Und nach knapp hundert Meter stehen wir vor Paw’s erstem Dänen. Und was für einem! Aus der Nähe wirkt er noch beeindruckender. Unterhalb der Krone gelingt es Paw nicht, beim Umfassen der Stange seine Hand zu schließen – es fehlen einige Zentimeter. Nach späterem Präparieren wiegt die Trophäe 8,2 Kilogramm und wird vorläufig mit 194,7 Punkten bewertet, also nur 0,3 Punkte unter Gold.

© Max Steinar
© Max Steinar