Bei der Rentierjagd auf Island und Grönland lassen sich Rentiere noch in totaler Wildnis und Abgeschiedenheit bejagen. Zudem sind sie hier recht standorttreu und daher sicher zu finden. Jagdreisen Moldehn weiß, wo am besten gejagt werden muss.
Lodge in den Bergen
Vom Inlandsflughafen der Hauptstadt Rejkjavik fliegen wir nach Egilsstadir, einer kleinen Stadt an der Ostküste Islands. Mit einem Geländewagen geht es zu einer komfortablen Lodge in den Bergen. Früh am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück steht der Geländewagen schon wieder bereit und bringt uns zu den Jagdgebieten in den Bergen. Das Jagdabenteuer beginnt. Die isländischen Rentiere wurden um 1780 von Norwegen auf die Insel gebracht mit dem Ziel, sie zu domestizieren, was glücklicherweise nie passiert ist. Der gesamte Rentierbestand ist frei lebend. Im Laufe der Zeit haben sich die Tiere durch natürliche Selektion an die arktischen Temperaturen angepasst, um im isländischen Winter zu überleben, der um einiges härter ist als in Norwegen. Die Population hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. 2009 konnte ein Rekord- Bestand von etwa 7.000 Stück ermittelt werden.
Rentierjagd auf Island
Die Rentiere sind in den ausgedehnten Gebirgszügen, den Fjorden und breiten Flusstälern beheimatet. Oft behindert hier Nebel die Sicht, und das Aufspüren der Hirsche gestaltet sich schwierig. Was die Jagd auf Island etwas vereinfacht, ist die Tatsache, dass das Wild kaum wandert, wie es zum Beispiel in Kanada oder Alaska der Fall ist. Es äst mit dem Wind und legt dabei auch einiges an Entfernung zurück, aber wenn der Wind dreht, kommt das Rudel zurück. Die einheimischen Jagdführer kennen diese Lebensräume wie ihre Westentasche. Sie wissen, wo sie suchen müssen.
Körperliche Belastung
Manchmal kann das Terrain von der Straße aus abgeglast werden, was die Suche etwas erleichtert. Aber wenn ein Stück bestätigt wird, bleibt das Auto stehen, und es wird gepirscht – wenn nötig bis zur Dämmerung. Eine gewisse körperliche Kondition ist dabei sicherlich kein Nachteil. Normalerweise kann man in drei Tagen mit Jagderfolg auf einen braven Hirsch rechnen. Hat man das Glück, frühzeitig einen solchen zu erlegen, kann man die restliche Zeit zum Beispiel mit Lachsangeln oder der Gänsejagd verbringen.
Schwierige Lizenzvergabe
Pro Jahr werden etwa 1.300 Abschusslizenzen vergeben, die in der Mehrzahl an einheimische Jäger gehen. Nur ein verschwindend kleiner Anteil – ungefähr zwei bis drei Prozent – bekommen die ausländischen Jäger. Das Procedere an eine Lizenz zu kommen, ist etwas kompliziert: Man muss sich rechtzeitig registrieren lassen. Dafür werden Kopien des Jagdscheins, des Reisepasses und die vollständige Adresse benötigt. Am 25. Februar eines jeden Jahres ist die Vergabe der Abschüsse. Nun heißt es: Daumen drücken. Nicht immer klappt es gleich beim ersten Mal. Zu begehrt sind die Lizenzen, und die Anmeldungen liegen um ein Vielfaches höher als die freigegebenen Rentiere. Die Jagdsaison beginnt am 15. Juli. Dann sind auch die Mittsommernächte, und man hat 24 Stunden Tageslicht. Die beste Jagdzeit ist von Anfang August bis Mitte September, wobei die Hirsche bis etwa Mitte August noch im Bast sind.
Angenehme Tatsachen
Die Temperaturen schwanken zwischen null und 20 Grad Celsius, aber im August bis in die frühen Septembertage ist das Klima mild mit Durchschnittstemperaturen zwischen acht und fünfzehn Grad Celsius. Allerdings kann es ab Ende August insbesondere in den Morgen- stunden schon leicht frostig sein. Angenehm ist übrigens die Tatsache, dass es keine Moskitos oder anderes Ungeziefer um diese Jahreszeit gibt.
Rentierjagd auf Grönland
Oder reizt Sie das wilde Grönland mehr? Die Insel unter dänischer Obhut erreicht man wieder über Island, wo eine Übernachtung in Reykjavik vorgesehen ist. Am nächsten Tag fliegt man nach Narsasuaq im Süden Grönlands. Von dort geht es weiter nach Narsaq. Dieser Ort ist der Ausgangspunkt der Jagd. Die Landschaft ist fantastisch. Eisberge schwimmen umher, und Eisschollen krachen von den gewaltigen Inland-Gletschern ins Meer. Grönland ist fast unbewohnt – nur 50.000 Einwohner leben auf einer Fläche von 2,2 Millionen Quadratkilometern. Es gibt auch keine Straßen, außer in den großen Städten.
Die Jagdsaison
Die Rentierjagd ist für die grönländischen Inuits von großer Bedeutung, und man wartet jedes Jahr ungeduldig auf den Beginn der Herbstjagd ab dem 10. August bis 15. September, um die Vorratskammern aufzufüllen. Bei schlechtem Wetter oder zu viel Eis kann dieser Termin geändert werden. Die Winterjagd ist nur den Inuits vorbehalten.
Jagd auf Grönland
Gejagt wird per Boot. Wird ein guter Trophäenträger ausgemacht, umschifft man noch die nächste Insel und geht dort an Land. Dann heißt es pirschen. Manchmal hat man kein Glück und sieht keinerlei Wild vom Boot aus. Dann ist die einzige Möglichkeit, trotzdem an Land zu gehen und einen Pirschgang zu unternehmen. Eine gute Fitness ist ausschlaggebend für den jagdlichen Erfolg, da das Terrain nicht einfach zu belaufen ist. Es kann hügelig bis bergig, steinig bis matschig und nass sowie mit Felsspalten und Löchern durchzogen sein. Beileibe kein Spaziergang. Der Einsatz von Flugzeugen, Helikoptern oder motorisierten Fahrzeugen wie Schneemobilen zum Bergen des Wildes oder zum Transport der Jäger ist verboten. Hier sind Muskelkraft und Ausdauer gefragt. Strecken von fünf Kilometern durch hügeliges Gelände mit dem Wild auf den Schultern sind nicht ungewöhnlich, und falls das Stück zu groß ist, muss man eben zweimal gehen. Die Inuits benutzen für die Bergung des erlegten Wildes sogenannte Headbands, aber wer nicht gerade einen kräftigen Stiernacken hat, ist mit dieser Methode überfordert.
Das Fazit
Wer sich diesen Herausforderungen der Rentierjagd auf Island und Grönland stellen möchte, der wird sicherlich mit dem Glücksgefühl wieder nach Hause zurückkehren, richtig gejagt und Beute gemacht zu haben. Verbunden mit dem Erlebnis atemberaubender Landschaften und der Begegnung mit freundlichen Menschen.
Wichtige Infos
- Waffe: Repetierer im Kaliber ab .300 Win. Mag. mit variablem Zielfernrohr. Halbautomaten sind verboten.
- Ausrüstung: warme Kleidung und Unterwäsche, Regenzeug, wasserfeste Pirschstiefel mit guter Profilsohle, Fernglas, Schlafsack.