Gerade in der Praxis muss sich Jagdausrüstung bewähren. Dabei stellt die Bockpirsch eine jagdliche Herausforderung eigener Art dar. Hier geht es um optimale Tarnung und schnelles Ansprechen.
Abspringender Lebensbock
Ich sollte mehr pirschen. Das denke ich, als mein vermutlicher Lebensbock in einen Busch rast, anstatt wie angedacht an Ort und Stelle zusammenzusacken. Es folgt ungläubiges Schweigen. Berufsjäger Paul und Fotograf Dan schauen dem Bock traurig hinterher.
Pirsch auf Rehböcke in England – neue Tarnmuster
Ich bin in England, die neue Hawker Prym1 Pirschkombo von Seeland testen. Hinter dem hakeligen Namen verbirgt sich ein neues Tarnmuster aus der USA. Jahrelang hat Stacie Walker, eine studierte Künstlerin, an dem Muster gefeilt. Gedacht ist das Muster für die wechselnden Wälder und Felder Europas. Abwechselnde Grüntöne und Formen, die an Federn oder Fährten erinnern, sollen die Silhouette des Jägers verschwimmen lassen. Viermal werden vier Jagdjournalisten durch den Süden Englands pirschen. Die Bedingungen sind gut. Seit Wochen hat kein Jäger das Revier im Süden Englands betreten.
Geräuschlos und bestens getarnt
Und tatsächlich: Die Tarnung funktioniert. Bis auf den Schuss hat alles gepasst: Vor den grünen Knicks Hampshires sind wir regelrecht unsichtbar und der Softshell-Stoff gibt kaum Geräusche von sich. Der Bock zieht ruhig fünfzig Meter vor uns über ein Streuobstwiese, als der Schuss bricht, ist er ahnungslos.
Deutsch-amerikanische Kombinationen
Die geringe Entfernung kann es nicht gewesen sein. Ich schieße Hornady Munition aus einer Sauer Büchse mit einem Leupold Zielfernrohr. Die deutsch-amerikanische Kombination hat beim Einschießen wunderbar funktioniert. Kurz vorm Schuss hat Dan die Entfernung per Entfernungsmesser bestimmt und nach drei Klicks am Zielfernrohr schießt die Büchse auf 50 Meter Fleck. Am Anschuss finden wir einen Ästling, deutlich gezeichnet durch die Kugel. Es gibt kein Blut. Nach einigen Schulterklopfern und Ermunterungen geht es zur Wildkammer – alle anderen waren erfolgreich.
Pirsch auf Rehböcke in England – neue Adrenalinschübe
Als wir uns am nächsten Morgen nach meiner Schmach aus dem Toyota Geländewagen schälen, ist es kalt. Solange die Sonne nicht scheint, vermutet Paul wenig Aktivität. Die Pirsch mutet wie ein stiller Spaziergang an. Bis der Bock vor uns steht. 112 Meter entfernt, zusammen mit Ricke und Schmalreh, sonnt er sich in einem Sonnenauge, auf einer sonst noch schattigen Wiese. Es ist erstaunlich, was Adrenalin mit dem Körper macht. In wenigen Sekunden ist die langweilige Pirsch vergessen, meine Beine zittern. Bloß nicht wieder fehlen, diesmal muss der Schuss sitzen, denke ich. Paul baut den Schießstock auf, wir haben alle Zeit der Welt. Ich schieße, und der Bock rennt, bricht zusammen, ist tot. Ein Moment zum Einrahmen.
Der krönende Abschluss
Doch der krönende Abschluss kommt erst ganz zum Schluss. Mit dem Bock zwischen uns, kurz vorm Toyata, schreckt es rechts in Hecke. Es ist der Ästlingsbock. Er ist alt und sichert nur kurz in unsere Richtung, bevor die Apfelbäume ihn wieder verschlucken. Er springt mit kräftigen Sätzen, sein Schrecklaut wirkt mächtig und gesund. Noch nie war ich glücklicher, vorbeigeschossen zu haben.
Hawker Prym1
Die Hawker Kombination ist für die Pirsch und maximale Bewegungsfreiheit konzipiert. Hose und Jacke sind aus einem dreilagigen Stoff mit einer Seetex-Membran hergestellt. Neben der hohen Flexibilität ist das Set Atmungsaktiv und wasserabweisend. Vier große Taschen auf der Jacke und fünf auf der Hose bieten genug Stauraum. Die Kombination ist im aktiven Einsatz das ganze Jahr nutzbar. Sollte es zu kalt werden, kann die Hawker Storm Fleecejacke als Zwischenschicht angezogen werden. Wird es zu warm, sind Belüftungsschlitze mit Reißverschluss an Hose und Jacke zu finden. Im jagdlichen Einsatz hat die Hose sich in England bewährt. Diverse Büsche, spontane Regenschauer und lange Phasen des Kriechens konnten der Kombi nichts anhaben. Einziges Caveat: Dicke Dornenbüsche können die Membran beschädigen. Das Set ist also nichts für den Durchgehschützen oder Treiber.
Leupold VX-6HD 2-12x42mm
Das VX-6HD ist aus der Premiumserie des amerikanischen Herstellers. Der zwölf-fach Zoom holt fernes Wild ran, während die niedrigste Stufe ein breites Sichtfeld liefert. Der Rotpunkt ist fein, selbst auf hohen Stufen. Falls die Waffe verkantet ist, blinkt das Absehen. Dazu kann mit der Zero Lock Funktion schnell der Haltepunkt verändert werden. Im Feld bewährte sich das Leupold als perfektes Pirschglas. Ein glasklares Bild, leichtes Gewicht und gute Transmissionswerte machen aus dem VX-6HD einen echten Allrounder.
Leupold RX-1600i TBR/W
Für die Jagd ist der Entfernungsmesser von Leupold eigentlich überqualifiziert: Bäume oder Wild erkennt das Gerät auf bis zu 1300 Meter. Im Feld fällt der Messer nicht auf, er ist leicht und klein. Besonders nützlich ist der integrierte Ballistikrechner. Die True Ballistic Range/Wind (TBR/W) Technologie berechnet für diverse Kalibergruppen die nötigen Klicks am Zielfernrohr. Während der Pirsch konnten wir so schnell den Haltepunkt korrigieren.
Sauer 404 XT
Das Herzstück der Pirsch. Im Kaliber .308 und mit einem Schalldämpfer schoss die Waffe butterweich. Mit der Handspannung pirschten wir trotz geladener Büchse sicher und waren sofort zum Schuss bereit. Der Lochschaft zeigt seine Stärken beim Schuss über den Schießstock. Die Waffe liegt fest in der Schulter und subjektiv ruhiger, als bei einem klassischen Schaft. Insgesamt konnte die Büchse vollumfänglich überzeugen.