Eine Zeit lang kursierte das hartnäckige Gerücht, dass kapitale Rothirsche in Polen eher selten sind. Wie es heute um den Bestand und den Altersklassenaufbau steht, weiß Insider Gert G. v. Harling. Außerdem verrät er mit freundlicher Unterstützung des Jagdreisebüros G. Kahle, wo man mit welcher Trophäenstärke rechnen darf.
Klassisches Jagdland Polen
Polen ist mit rund 312.000 Quadratkilometer Landesfläche etwa 15 Prozent kleiner als Deutschland und zählt seit mehr als einem halben Jahrhundert zu den klassischen Jagdländern für westeuropäische Jäger. Das recht dünn besiedelte Land gehört mit seinen reichen Wildbeständen, seiner sprichwörtlichen Gastfreundschaft und den gut ausgebauten Infrastrukturen für Waidmänner aus dem deutschsprachigen Raum zu den beliebtesten Zielorten. Insbesondere seit dem Fall der innerdeutschen Grenze und nachdem die Schikanen beim Transit durch die DDR Vergangenheit sind. Polens Waldanteil liegt bei etwa 28 Prozent der Landesfläche, der Staatswaldanteil, vor allem in den ehemaligen deutschen Gebieten, bei fast 90 Prozent. Die Staatswälder werden von der Generaldirektion in Warschau, der insgesamt 17 Regionaldirektionen unterstehen (RDLP), verwaltet. Nächst kleinere Organisationseinheiten sind die Oberförstereien, die die Aufgaben unserer Unteren Jagdbehörden wahrnehmen und ihre Reviere in Eigenregie bewirtschaften oder sie an Jagdgesellschaften verpachten.
Bewirtschaftung der Wildbestände
Durch Wilderei sind die Rotwildbestände nach dem Krieg stark dezimiert worden. Dank konsequenter Hegemaßnahmen und durchdachter Bewirtschaftungsrichtlinien, deren Befolgung konsequent überwacht und deren Verstöße streng geahndet werden, erholten sich die Populationen in den 50er Jahren wieder. Bis zur Wende wurden gegendweise extrem hohe Wilddichten geduldet, Feld- und Forstschäden spielten damals keine nennenswerte Rolle. Die Bewirtschaftung der Schalenwildarten durch die Jagdgesellschaften erfolgte aber mitunter immer noch nicht nachhaltig, da die politische und ökonomische Situation (Restitution, Staatsgrenze, Neuausrichtung des Jagdwesens, erhöhter Kostendruck, Animositäten in den Clubs usw.) nicht kalkulierbar war und die schnelle Mark lockte.
Kapitale Rothirsche in Polen – schalenwildfreundliche Forstpolitik
Generell verfolgt die Generaldirektion eine schalenwildfreundliche Forstpolitik. Die Revierstrukturen ermöglichen eine großräumige Bewirtschaftung und Hege, über die Wildschäden in den riesigen Forstflächen wird (noch) großzügig hinweggesehen. Die einzelnen Rotwildgebiete sind untereinander gut vernetzt, die jahrhundertealten Wechsel intakt. Dazu verfügt der Staat über qualifiziertes, sehr erfahrenes (und höfliches) Fachpersonal. Abschusspläne werden nach wissenschaftlich erarbeiteten Wildbewirtschaftungsrichtlinien erstellt, dabei wird darauf geachtet, dass das Geschlechterverhältnis möglichst ausgewogen ist und ein artgerechter Altersklassenaufbau berücksichtigt wird.
Qualitativ guter Bestand
Diese in wenigen Stichpunkten aufgeführten Faktoren haben zu einem qualitativ und quantitativ wieder guten Rotwildbestand geführt, der weiterhin konstant ansteigt. Er liegt bei 185.000 Stück (Angabe für das Jahr 2011), vor fünf Jahren waren es noch 120.000 Stück. Der jährliche Abschuss beträgt etwa 50.000 Stück Rotwild, der Zuwachs wird also bei weitem nicht abgeschöpft. Gemäß polnischen Wildbewirtschaftungsrichtlinien sind die Dichten den Lebensräumen anzupassen. Durch die zum Teil naturnah bewirtschafteten Wälder mit hohem Äsungsanteil können sich manche Forstämter eine Bestandsdichte von vier Stück Rotwild und mehr je 100 Hektar Wald leisten.
Abwechslungsreiche Landschaft
Polens Landschaft ist ungewöhnlich abwechslungsreich: Im Norden bietet sie die Ostseeküste, im Nordosten die masurische Seenplatte, im Osten nahezu unberührte Urwälder, im Süden die Mittelgebirgszüge und die Ausläufer (1/3) der Hohen Tatra, dem kleinsten Hochgebirge der Welt. Die höchsten Rotwildbestände findet man im aus Deutschland verhältnismäßig schnell erreichbaren Westpolen (ehem. Pommern, Neumark, Schlesien und Ostpreußen/Masuren). Auch dort haben sie sich nach einer Phase der Stagnation wieder deutlich erholt, besonders in Pommern und Schlesien.
Trophäengewicht
Kapitale Rothirsche in Polen tragen zwischen vier und sechs, in Masuren sogar bis zu acht Kilogramm schwere Geweihe. In manchen der gut gehegten westpolnischen Reviere führt allerdings der sandige Waldboden zu einem porösen Aufbau der Geweihe, dadurch sind sie spezifisch nicht schwer (Preisvorteil!). Eine sechs Kilogramm schwere Trophäe wirkt mitunter für den Betrachter, als wiege sie acht Kilogramm! In Zentralpolen herrscht gebietsweise Landwirtschaft vor, es ist zum Teil dicht besiedelt, der Waldanteil geringer, somit findet Rotwild dort keine optimalen Lebensbedingungen. Weiter östlich in Masuren, der Johannisburger-, Rominter- und Augustower Heide ist der Rotwildbestand dünner, die Trophäen erreichen sechs bis acht, manchmal sogar neun Kilogramm. In der Einsamkeit der polnischen Waldkarpaten im süd-östlichsten Teil des Landes stehen ebenfalls starke Hirsche, Geweihgewichte zwischen sieben und neun Kilogramm sind keine Seltenheit.
Kapitale Rothirsche in Polen – Die geografische Verteilung
Das meiste Rotwild Polens lebt in Westpommern (ca. 23.300 Stück), es folgen Masuren (ca. 15.700) und Großpolen (ca. 14.600). Nach Osten hin nimmt die Quantität ab, dafür können dort stärkere Trophäen erbeutet werden. Die stärksten Hirsche ziehen ihre Fährten in den polnischen Karpaten/Beskiden, dort sind die Wilddichten geringer, dafür erreichen die Trophäen Gewichte von neun Kilogramm und mehr.