Die Jagd auf Rotkahlwild in Schottland – welcher passionierte Jäger ist nicht schon allein von der Vorstellung begeistert? Begleiten Sie einen passionierten Rotwildjäger und seinen Jagdfreund auf der Pirsch durch Schottlands märchenhaft schöne Winterlandschaft.
Wolkenloser Himmel
Als ich am Morgen die Vorhänge zurückziehe, komme ich aus dem Staunen nicht wieder heraus. Verwundert und sprachlos zugleich betrachte ich einen Himmel, der so blau ist, wie man es normalerweise nur aus der Werbung für Reiseziele bewundern kann. Wolkenloser Himmel in Schottland ist ungefähr so selten wie ein Gewinn im Lotto. Wir haben den Tag der Tage erwischt, und nun ist es höchste Zeit, hinaufzusteigen auf den Hügel, wo das Rotwild steht. Knud Pedersen und ich sind im Revier im westlichen Schottland auf uns alleingestellt, und das ist uns ganz recht so. Wir werden das Rotwild im Hochland schon finden und dann die Beute selbst bergen.
Zum normalen Wetter
Es wird uns sehr schnell klar, dass Schneetreiben für die Jagd auf Rotkahlwild in Schottland einen kolossalen Vorteil bietet. Als wir in die Nähe des Wildes kommen, scheinen sie uns mitzuhaben. Sie äugen in unsere Richtung, erkennen aber offenbar nicht, dass es sich um eine Gefahr handelt. Ungeduldig erwarten wir den Aufstieg ins Hochland. Zuerst aber folgen wir viele Kilometer weit einem in Bau befindlichen Forstweg, eine Arbeit für Spezialisten. Das Privatrevier umfasst etwa 1.800 Hektar, davon sind 400 Hektar mit Sitkafichte neu bepflanzt, die restlichen 1.400 Hektar sind unberührtes Hügelland. An einigen Stellen stehen die Fichten derart günstig, dass sie guten Schutz gegen den Wind bieten. Diesen Wetterschutz lernt man rasch zu schätzen, wenn man einmal einen Sturm im Hochland erlebt. Ich kann mich noch sehr gut an ein solches Unwetter erinnern, wo es mir nicht möglich war, aufrecht mit dem Rücken zum Wind stehenzubleiben. Ich musste mich hinkauern, um nicht über eine Felskante geblasen zu werden.
Jagd auf Rotkahlwild in Schottland - Tier und Kalb
Auf dieser Pirsch bin ich glücklich. Es ist schon meine vierte Tour in Schottland, und normalerweise ist das Wetter windig und regnerisch und das mehrere Tage hintereinander. Hierher im Januar zu kommen mit Postkartenhimmel und Schneedecke – ein unvergessliches Erlebnis! Plötzlich sehen wir vier Stück Kahlwild. Knud hat sein Debut in Schottland und bekommt natürlich die erste Chance. Er kauert hinter einem Fels, die Entfernung beträgt 200 Meter. Eine feste Auflage und momentane Windstille ergeben eine gute Gelegenheit. Zwei Schüsse kurz hintereinander bannen Kalb und dazugehöriges Tier auf den Fleck. Die zwei übrigen Stücke flüchten. Wir brechen die Stücke auf und ziehen sie etwa 300 Meter zu einem Weg hinunter. Fast gleichzeitig hören wir Motorenlärm, es ist eine Planierraupe für den Wegebau, die in Richtung Tal fährt. Wir bitten den Fahrer anzuhalten, und kurz darauf willigt er freundlicherweise ein, die beiden erlegten Stück Rotwild mitzunehmen. So können wir unsere Jagd ungehindert fortsetzen. Das Glück lässt uns nicht im Stich.
Kalb und Schmaltier
Ein Stück folgen wir dem Weg und steigen dann in Richtung Waldgrenze. Bald sind wir so hoch geklommen, dass wir die baumlose Oberkante des Hügels sehen können. Hier steht Rotwild, das versucht, etwas Gras unter der Schneedecke zu finden. Hier auf der Südseite ist die Äsung etwas nahrhafter als auf der Nordseite. 30 Grad nach oben und 200 Meter entfernt äst ein Schmaltier. Das Fadenkreuz steht nicht still, ich muss erst meine Atmung und den Puls beruhigen, wir haben ja keine Eile auf der Jagd auf Rotkahlwild in Schottland.
Normaler Puls auf der Jagd auf Rotkahlwild in Schottland
Irgendwann bin ich so ruhig, dass ich die Schneeschmelze in meinen Schuhen bemerke. Der Puls ist normal, das Fadenkreuz bewegt sich nur noch unmerklich. Das Schmaltier steht immer noch hoch oben auf einem Felsvorsprung. Auf den Schuss hin stürzt es hauptüber an die 15 Meter im freien Fall in eine Schneewehe. Die anderen Stücke werfen erstaunt auf. Mein Fadenkreuz steht schon auf ein nebenstehendes Kalb. Da es spitz von vorn in unsere Richtung äugt, muss ich warten, bis es breitsteht. Doch ehe ich mich versehe, wirft es sich herum und verschwindet mit dem Rudel hinter dem Hügel. Nun gut, ein Stück liegt ja. Ich erhebe mich und stapfe zu einem Felsbrocken. Von dort aus kann ich über die Kuppe schauen. Kaum 150 Meter weit weg steht noch mehr Wild ruhig äsend. Aus diesem Rudel kann ich ein Kalb erlegen.
Die hohe Kühlung
Nachdem alles erlegte Wild aufgebrochen ist, legen wir Seile um die Träger und ziehen die beiden Stücke wie einen Schlitten über den Schnee. Wir selbst versinken bei jedem Schritt bis zu den Knien. Zum Glück sind es nur einige hundert Meter, bis wir einen ausgetretenen Pfad entdecken und diesem ungefähr 400 Meter in Richtung des in Bau befindlichen Forstwegs folgen. Hier beschließen wir, Kalb und Schmaltier aufzuhängen. Bei diesen Temperaturen können die Stücke sicher zwei Tage hängenbleiben, ohne Schaden zu nehmen – aber wir werden nicht so lange warten. Wir entfernen die unteren Äste einer Sitkafichte, werfen das Seil über einen Ast und ziehen die Lasten so hoch, dass sie vor Füchsen sicher sind. Sie hängen nun wie in einem Kühlraum. Der kurze und so traumhafte Januartag auf der Jagd auf Rotkahlwild in Schottland neigt sich dem Ende, und wir gehen die letzten acht Kilometer Weg nach Hause.
Zwei Kälber
Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder umgeschlagen in die Normalität, nämlich Schneeregen, tiefe Wolken und starker Wind. Das Verlassen unserer kleinen und gemütlichen Unterkunft fällt uns heute etwas schwerer, aber schon nach drei bis vier Kilometer haben wir unterhalb unseres Weges ein Rudel Rotwild in Anblick. Wir machen uns sofort schussbereit, aber Knud bekommt nur zwei Spießer frei. So ist es an mir, und ich erlege ein Kalb. Nach dem Aufbrechen hängen wir es auf einen Baum am Wegesrand.
Ein abgekommenes Kalb
Ein wenig weiter in Richtung Hügel öffnet sich eine weite, offene Landschaft. Wir können bald, trotz des Schneetreibens, an die 20 Stücke an der oberen Kante erkennen. Also geht es in diese Richtung, was sehr anstrengend ist, da der Schnee hoch liegt und es bergauf geht. Kaum haben wir eine kleine Anhöhe erreicht, steht mitten im Gelände ein einzelnes abgekommenes Kalb. Es wird schwierig werden für das Stück, solch einen harten Winter allein zu überleben, denn vom Tier ist nichts zu sehen. Knud findet einen alten Zaunpfahl zum Anstreichen und erlegt das Kalb auf der Jagd auf Rotkahlwild in Schottland.
Vier weitere Stücke
Nach dem Versorgen stapfen wir noch höher hinauf, bis wir noch mehr Rotwild zwischen verstreut herumliegenden Felstrümmern erspähen. Knud legt sich diesmal hin und erlegt ein einzeln gehendes Tier. Ich pirsche noch ein Stück weiter hinauf und kann ein Kalb strecken. Der Wind bläst so laut hier oben, dass das Wild die Schüsse kaum hört. Ich blicke nach hinten über meine Schulter und sehe ein Kalb in Richtung Wald. Es ist genauso überrascht wie ich, und bleibt stehen. Es gelingt mir, ihm einen sauberen Schuss anzutragen.
Ein zweitägiges Jagderlebnis
Zurück zu Knud. Er liegt immer noch im Schnee?! Die Ursache: Ein Kalb, auch sehr gering, ist plötzlich ganz allein vor ihm aufgetaucht. Der Entfernung beträgt nur 50 Meter, allerdings steht es spitz von vorn. Knud muss warten, bis es sich herumdreht. Das dauert mehrere Minuten. Als es dann so weit ist, lässt sein Schuss das Kalb augenblicklich verenden. Nun folgt das übliche Versorgen, und nach einer Stunde ziehen wir jeweils zwei Stücke auf einmal hinunter. Wir benutzen diesmal einen Dieselcontainer von der Firma, die den Forstweg baut, um diesen über die Stücke zu legen. So sind auch diese Stücke vor Füchsen sicher. Das ist nicht die schönste Art der Wildsicherung, aber effektiv. Der Heimweg ist noch etwas länger als am Vortag. Eine Stunde nach Sonnenuntergang erreichen wir schließlich unsere Unterkunft. Wir sind hundemüde und nass bis auf die Knochen. Die Jagd auf Rotkahlwild in Schottland - was für ein zweitägiges Jagderlebnis!