Da ist dieser Traum von einer Jagd auf Oryx in Namibia – den Wappentieren Nambias, die auch Spießböcke heißen. Es wird Zeit, sich diesen Traum zu erfüllen.
Ein afrikanisches Jagdabenteuer
Faires Pirschen, ein Natur- und Jagdabenteuer verspricht man uns zur Jagd auf Oryx in Namibia. Uns, das sind meine Freundin Karin, das befreundete Ehepaar Anton und Ulrike, unser Organisator Reiner und ich. Ein Charterflug für knapp tausend Euro (hin und zurück) lässt uns nach gut zehn Stunden in Afrika sein. Der Fahrer wartet schon am Gate – deswegen schnell zur Waffenausgabe. Dort empfängt uns ein freundlicher Zöllner, der die Buchstaben auf der Empfangsbestätigung mit großer Sorgfalt auf das Papier malt. Er nimmt es mit den Vorschriften ziemlich genau, wickelt aber alles korrekt ab. Hier fällt schon auf, wie sich das Bild Namibias in den letzten Jahren geändert hat.
Verschiedene Farmen
Nun geht es aber los. Auf der Fahrt in unser etwa 300 Kilometer entferntes Jagdgebiet fallen uns verschiedene Farmtypen auf. Man könnte sie in vier Kategorien einteilen: Zunächst gibt es die Gästefarmen. Hier wohnen Touristen in der Natur und erleben Afrika. Die Jagd ist manchmal möglich, hat aber nur einen untergeordneten Stellenwert. Die Unterkünfte sind meist gut, das Essen schmackhaft. Dann gibt es die Rinderfarmen mit Jagdbetrieb. Hierbei handelt es sich um landwirtschaftliche Betriebe, die von der Rinderzucht leben, ihren Grund und Boden als Weideland nutzen und zudem einige (wenige) Jagdgäste führen. Die Unterkünfte sind meist einfach. Am bekanntesten sind die Jagdfarmen, deren Sinn und Zweck sich schon aus dem Namen ergibt. In der Regel findet man hier die schönsten Lodges, aber auch die höchsten Preise. Dafür gibt es auf den Jagdfarmen im Allgemeinen auch die stärksten Trophäenträger.
Jagd auf Oryx in Namibia - nutzlose Einzäunung
Die Reviere sind von einem bis zu vier Meter hohen Zaun umgeben. Es ist dem Wild unmöglich, das Gelände – und sei es noch so groß – zu verlassen. Die letzte Form ist die Wildfarm. Hier wird Wild gezüchtet, sei es zum Wiederansiedeln, als Reservat für vom Aussterben bedrohte Tierarten, für die Zucht von gewinnbringenden Jagdtieren oder auch einfach zur Fleischerzeugung. Einige Farmen passen in keine dieser Kategorien und bilden Mischformen. Alle vier Farmentypen sind gezäunt, wobei die beiden Erstgenannten diese nur zur Hege ihres Viehs haben. Solche Zäune sind für das afrikanische Wild keine ernsthaften Hindernisse. Kudu oder Eland springen aus dem Stand darüber. Andere Antilopen wie der Oryx legen die Hörner an und pressen sich unter dem Zaun oder zwischen den Drähten durch. Warzenschweine untergraben den Zaun einfach. Schakal und Leopard zwängen sich dank ihrer schlanken Linie durch die Drähte.
Endlich angekommen
Unsere Farm, die Transvaal-Farm mit über 10 000 Hektar, ist seit 1923 in deutschem Familienbesitz und liegt bei den Omatakobergen. Sie ist eine klassische Rinderfarm, die einem deutschen Arzt gehört und von dem erfahrenen Berufsjäger Peter Hanssen und seiner Frau Sonja betrieben wird. Jagdgäste haben sie nur eingeschränkt, die Kapazitäten liegen bei etwa einem Dutzend pro Jahr. So ist es eine schöne Abwechslung für die beiden, ein nettes Zubrot, ohne das Gebiet zu überjagen. Peter ist ein Jagdführer mit unglaublich großem Erfahrungsschatz. Seine Frau Sonja kümmert sich um die Farm und die Versorgung der Gäste. Was uns erstaunt: Überall auf der Farm, selbst in den entlegensten Winkeln, gibt es seit einigen Jahren klaren Handy-Empfang.
Wilde Wüstenkrieger
Zwei starke Oryx-Bullen wollen wir am liebsten auf Transvaal erlegen. Oryx leitet sich vom griechischen „orux“ ab und bedeutet so viel wie „Spieß“. Der Oryx unterteilt sich in vier Gattungen. Wir hatten es auf den häufigsten, den im südlichen Afrika vorkommenden Oryx gazella, auch Spießbock, (Kalahari) Gemsbock oder Desert Warrior genannt, abgesehen. Beide Geschlechter haben lange, spitze Hörner und eine für sie typische, schwarz-weiße Gesichtsmaske. Ihr Körper ist kompakt und muskulös. Die Bullen erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 135 Zentimeter und ein Maximalgewicht von 240 Kilo. Weibliche Stücke sind etwas schwächer. Spießböcke sind in trockenen Gebieten (Wüsten, Halbwüsten) beheimatet, kommen aber auch in der Savanne vor.
Die Wildart
Das Verbreitungsgebiet umfasst neben Namibia noch Angola, Botswana, das nördliche Südafrika und das westliche Simbabwe. Als Nahrung wird Gras bevorzugt, allerdings graben Spießböcke auch Wurzeln aus und fressen Wildfrüchte. Die weiblichen Stücke leben in Herden von bis zu 20 Tieren. Dagegen sind die Bullen meist territorial oder schließen sich zu kleinen Gruppen von zwei bis drei Stücken zusammen. Der Oryx kann monatelang ohne Wasser auskommen, wesentlich länger als die dafür bekannten Kamele. Die Tiere können ihre Körpertemperatur der Außentemperatur anpassen und verfügen über einen ganz speziellen Magen- Darm-Trakt, der den verspeisten Pflanzen die gesamte Zellflüssigkeit entziehen kann. Selbst bei Verfügbarkeit von Wasser trinken sie nur knapp ein- bis zweimal pro Woche, womit der Ansitz am Wasserloch bei der Jagd auf Oryx in Namibia nur geringe Chancen bietet.
Schwieriges Ansprechen auf der Jagd auf Oryx in Namibia
Auf den ersten Blick ist das Geschlecht kaum zu unterscheiden. Am ehesten erkennt man den Bullen am Pinsel. Geübte unterscheiden sie am Körperbau – Bullen sind massiger, gerade auch am Haupt. Nicht sie haben die längeren Hörner, sondern zumeist die weiblichen Stücke. Die Bullen haben aber die wuchtigeren Basen. Mit ihren Hörnern verteidigen sie Revier oder Nachwuchs selbst gegen Leoparden, nachstellende Hunde und im Einzelfall auch gegen Jäger – gerade auf der Nachsuche. Die Hörner sind mit den Maßen (längstes einzelnes Horn) von 85 Zentimeter als mittel, mit 90 Zentimeter als stark und mit über 100 Zentimeter als kapital zu bezeichnen. Die NAPHA (Namibia Professional Hunting Association), der Berufsjagdverband, vergibt seit 1983 bei Oryx-Trophäen ab 188 Punkte eine Bronze- Medaille, ab 198 Punkte eine silberne und ab 208 Punkte eine Gold-Medaille. Der bislang stärkste namibische Spießbock wurde mit 281 Punkten bewertet. Die Zahl ergibt sich aus der Summe der beiden Stangenlängen in Zentimeter plus der Summe der beiden Basisumfänge in Zentimeter.
Geeignete Kaliber
Bei der Jagd auf Oryx in Namibia gilt der Oryx als ausgesprochen schusshart. Ideal sind die deutschen Kaliber mit acht und 9,3 Millimeter. Aber auch die schnellen 30er Kaliber wie .300 Win. Mag. oder .300 WSM sind erste Wahl. Als Geschoss sollte man ein gutes Deformationsgeschoss verwenden, das weitere Schüsse und einen sicheren Ausschuss ermöglicht – einfache Teilmantelgeschosse sind tabu. Die meisten Berufsjäger empfehlen ein Verbundgeschoss (bonded), das möglichst viel Restgewicht behält, kaum splittert und bei der Deformation den Querschnitt auf das etwa Zweifache vergrößert. Ein hohes Restgewicht sorgt für genügend Tiefenwirkung. In Namibia ist per Gesetz für Großantilopen die Mindestenergie von 2700 Joule vorgeschrieben. Die Schussentfernungen können unterschiedlich sein. Im offenen Gelände kann es, bei der Jagd auf Oryx in Namibia bis zu 200 Meter und mehr gehen, beim Ansitz meist um die 100 Meter. Beim Pirschen hingegen deutlich weniger.
Starker Warzenkeiler
Vor und bei dem obligatorischen Einschießen der Waffen am Ankunftstag werden die jagdlichen Wünsche besprochen und die Chancen erörtert. Dann geht es nach alter Tradition am Abend zu einer Besichtigungstour durchs Gelände. Am ersten Jagdtag geht es auf den Hochsitz. Meine Freundin Karin und ich warten an einem entlegenen Wasserloch, genannt „Eulen-Ansitz“. Wir können verschiedene Wildarten, meist Warzenschweine beobachten. In der Abenddämmerung, kurz vor dem Abbaumen, gibt mir Peter einen alten, wirklich reifen Keiler frei. Ich schieße aufgelegt auf etwa 70 Meter und treffe sicher die Kammer: Der Keiler wirbelt herum, rennt in voller Fahrt nach etwa 40 Meter gegen einen Termitenhügel, prallt ab und geht rechtwinklig weitere 20 Meter, um endlich zu verenden.
Jagd auf Oryx in Namibia – starke Bullen
Mein Freund Anton erlegt seinen ersten Oryx gleich beim ersten Ansitz – einen mittelstarken Burschen. Ich muss noch etwas warten. Einen Tag später sitze ich an einem anderen Wasserloch, genannt „die rote Tonne“. Eine Dreiergruppe starker Oryx-Bullen nähert sich nach langen Stunden des Wartens. Zunächst steht uns auf etwa 250 Meter der stärkste des Trios spitz gegenüber. Peter fragt mich, ob ich mir den Schuss zutraue, frontal durch die Brust ins Herz. Ich bin ein relativ sicherer Schütze, will aber dennoch auf Nummer sicher gehen. Es ist erst der zweite Jagdtag, und zudem sind auch kleinere Zweige im Weg. Nach wenigen Minuten verziehen sich die Drei wieder in die Büsche. Eine Stunde später wechselt der stärkste Bulle alleine aus und zieht zum Wasser. Ich warte noch etwas, der Bulle zieht in eine gute Schussposition. Auf etwa 120 Meter steht er breit.
Goldener Oryx
Ich spanne meine Büchse leise und gehe ins Ziel. Schuss. Treffer. Der Oryx steht, dreht sich um 180 Grad und läuft in die Richtung zurück, aus der er kam. Ich stehe im selben Moment in unserem Ansitzhäuschen, denke an die Erzählungen von diesen sehr schussharten Antilopen und sehe Peter fragend an, ob ich nachschießen soll. Mir ist die Antwort klar, ich warte dennoch den Bruchteil einer Sekunde auf sein Nicken. Dann schieße ich nach, dreimal. Der Oryx läuft noch etwa 200 Meter, bevor er sich ins Wundbett begibt. Wir sehen nur einen Teil seines Rückens, er bewegt sich nicht mehr. Peter flüstert: „Nachladen. “ Das habe ich schon längst getan.
Kurzes Warten
Auch bei der Jagd auf Oryx in Namibia gilt die obligatorische Viertelstunde des Wartens, dann gehen wir langsam auf das Tier zu. Wir nähern uns und Peter wirft aus etwa zehn Meter mit Stöckchen, um sicher zu gehen, dass der Bulle verendet ist. Es ist ein erhabenes Gefühl, solch ein Wild erlegt zu haben. Die Vermessung ergibt 220 Punkte, eine Goldmedaille und die stärkste Trophäe in diesem Gebiet für dieses Jahr. Nach dem Gruppenfoto geht es zurück ins Farmhaus, dort sehe ich beim Zerwirken zu. Der erste Treffer der 9,3 ist voll in der Kammer. Lunge zerschossen, das Herz zwar nicht mittig getroffen, aber angerissen, kein Ausschuss. Es war somit eine Totflucht.
Schwierige Pirsch
Die folgenden Tage der Jagd auf Oryx in Namibia verbringen wir im gleichen Rhythmus: Morgens vor Sonnenaufgang aufstehen und dann mit dem Fahrzeug in den Busch, ein Fußmarsch von etwa einem Kilometer zu einem der Hochsitze, in der Mittagszeit zurück, kurze Siesta, dann zum Abendansitz. Auch gepirscht wird. Peter liest sehr versiert Fährten und kann ihnen zielsicher folgen. Er verfügt, wie auch die drei einheimischen Scouts, über magische Fähigkeiten. Bei einer Nachsuche am letzten Tag folgen sie einer Krankfährte über viele Kilometer und können uns trotz zahlreicher Verleitfährten durch den Dickbusch zu dem verendeten Stück führen. Die Pirschgänge sind leider nicht erfolgreich, obwohl wir mehrfach stärkere Bullen angehen, diese aber entweder zu weit weg sind, verdeckt stehen oder abspringen. Peter gibt als Erfolgsquote auf einen braven Bullen bei der Fußpirsch etwa zehn Prozent an, bei der Ansitzjagd sind es 50 Prozent.
Hegeabschuss zum Schluss
Während der letzten zwei Tage streckt Reiner noch einen Oryx, der als Hegeabschuss gewertet wurde. Anton erlegt ebenso seinen Bullen. Auch dieser liegt, obwohl hochblatt getroffen, nicht im Feuer. Bei der Totsuche kommen wir alle zusammen und helfen, den verendeten Oryx im Dickicht zu finden. Es ist ein starker Bulle mit 209 Punkten. Leider gehen die Tage zu schnell vorbei. In ruhigen Stunden lasse ich das Erlebte noch einmal Revue passieren: die Jagderlebnisse ebenso wie die anschließenden Tage im Etoscha Nationalpark – ein Muss für jeden Jagdreisenden in Namibia.