Jagd auf den Schwarzbären

Bei der Jagd auf den Schwarzbären geht es auf äußerst wehrhaftes Wild. Eine Jagd, die Spannung und Abenteuer verspricht.

Das Fenster zur Jagd auf den Schwarzbären öffnet sich in Kanada im Mai und dann wieder im September. Im Herbst sind die Wälder voller Schalenwildjäger. Im Frühling hingegen genießt man die sensationelle Einsamkeit des Nordens.

Legendärer Algonquin Park  

Das wohl spannendste Jahr meines Lebens war 1989. Weil im November die Mauer fiel. Aber auch, weil ich damals als Student in Kanada arbeitete und reiste. An meiner Seite waren mein erster Hund Master und meine spätere Frau. Besser ging’s nicht. Wir forsteten im Auftrag der Provinz Ontario den Algonquin Park auf. Über tausend kleine Bäumchen bekam ich an guten Tagen in die Erde.

Kein Bärenanblick

Bei der morgendlichen Fahrt in den Busch ästen Elche und Weißwedel am Rande der Schotterpiste. Einmal musste ich mit wildem Geschrei einen Steinadler vertreiben, als der große Greifvogel immer dichter über meinem kleinen Border Terrier kreiste. Als Adler-Happen hatten wir Master nicht mitgebracht. Unsere Idee war vielmehr, der Terrier sollte uns vor Bären warnen. Doch dazu kam es während der gesamten Reise nie. Zwar wanderten wir später auf einsamen Pfaden durch Bärengebiete in den Rocky Mountains, aber außer frischer Losung bekamen wir von Meister Petz nichts zu sehen. Abends auf dem Campingplatz mussten wir uns dann die Erzählungen der Touristen anhören, die aus dem klimatisierten Reisebus Schwarzbären und Grizzlys beobachten konnten. Dieser Stachel saß tief. Und mit unserer Rückkehr nach Deutschland schwor ich mir, noch einmal das große Bärenabenteuer zu suchen. Zwanzig Jahre später ist es soweit zur Jagd auf den Schwarzbären in Kanada.

Jagd auf den Schwarzbären - zurück in Kanada

Es ist Mai, Zeit für die Frühjahrsjagd auf Schwarzbären. Diesmal sitzt meine Tochter Johanna neben mir im Jet nach Calgary in Alberta. Der letzte Flughafen auf der langen Anreise ist Grande Prairie, eine moderne Versorgungsstadt für den hohen Norden. Der Outfitter holt uns mit einem mächtigen Chevrolet Suburban ab und bringt uns noch einmal 300 Kilometer weiter nördlich in die Wälder entlang des Peace Rivers. In Kanada benötigt zwar niemand einen Jagdschein, Ausländer dürfen jedoch nur in Begleitung auf die Pirsch gehen. Daraus ergibt sich ein simples Geschäftsmodell: Die Schwarzbärenlizenz für Fremde kostet bei der Provinz Alberta 99,35 Kanadische Dollar, das sind rund 75 Euro! Die Wolfs- und Kojotengenehmigung gibt es bereits für 28,77 Dollar. Beim Outfitter wird daraus ein Pauschalangebot: Zehn Tage mit Unterkunft, Vollpension und allen Revierfahrten inklusive einem Schwarzbären für 3.200 Kanadische Dollar. Ein zweiter Baribal kostet 1.000, ein Wolf 600 und ein Kojote 200 Euro.

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Erstklassige Bälge

Die Aussicht auf Wölfe als Nebenfang ist im Frühling jedoch gering. Auf die Grauhunde wird hier im Winter am Luderplatz angesessen. In kleinen, beheizbaren Erdhütten muss man stundenlang still verharren, bis sich die vorsichtige Bande nähert. Jetzt im Mai ziehen hingegen die Kojoten schon früh am Abend über die kahlen Felder und immer noch braunen Wiesen. Meist tauchen die Präriewölfe paarweise auf. Und so gelingt mir die Erlegung einer uralten Fähe mit nur einem Seher sowie eines kapitalen Rüden. Der Balg ist selbst im späten Frühjahr noch erstklassig. Bis Mitte Juni werden im nördlichen Kanada auch die Bärenfelle gegerbt. Erst danach beginnt der Haarwechsel für den kurzen, heißen Sommer.

Eisiges Wetter und schlechte Chancen

Kein Wunder, dass das Wild so lange sein Winterkleid trägt, denn an unserem zweiten Tag in Nordalberta beginnt es zu schneien. Die Temperaturen sinken nachts bis auf zehn Grad unter Null. „Die Bären fallen bei dieser Kälte wieder in Winterruhe. Sie verschlafen den ganzen Tag irgendwo unter einer trockenen Fichte”, erschreckt mich unser Jagdführer Ron. Bleibt das Wetter so eisig, stehen die Chancen bei der Jagd auf den Schwarzbären ganz schlecht.

Möglicher Bärenfluch

Tatsächlich sind alle Pirschfahrten und Ansitze der nächsten vier Tage ergebnislos. Wir beobachten zwar reichlich Wapitis, Maultier- und Weißwedelhirsche, Füchse, Kojoten und ein Elchtier – aber keinen einzigen Bären. Da kommen böse Erinnerungen in mir hoch: Sollte auf mir ein Bärenfluch lasten? Sollte ich wie vor 20 Jahren ohne Anblick bleiben? Inzwischen ist eine Jägergruppe aus der Slowakei im Camp eingetroffen. Die vier Freunde haben viel Bärenerfahrung aus dem Yukon und ihrer Heimat. Sie jagen die folgenden Tage ausschließlich von Ansitzleitern an Kirrplätzen. Dort ködert der Outfitter mit Hafer in großen Stahlfässern und geräuchertem Speck in den Bäumen. Die Slowaken werden am Ende fünf Bären mit Gewichten zwischen 40 und 150 Kilo strecken. Doch sagt mir diese Jagdart nicht so sehr zu. Ich sitze auch im heimischen Revier nur selten am Luderplatz. Und gerade hier, in den unendlichen Weiten, will ich frei wie ein Indianer jagen.

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Jagd auf den Schwarzbären - der erste Bär

Also überlässt mich der Berufsjäger meinem Schicksal und setzt mich jeden Nachmittag auf einer ehemaligen Farm ab. Die rund 130 Hektar sind im Prinzip seine Eigenjagd. Sie darf von Fremden nicht einmal betreten werden. Wunderbar wellig liegen vom Urwald gesäumte Wiesen und mittendrin ein 40 Hektar großer Haferschlag. „Die Bären kommen im Frühling an die Fraßplätze aus dem vergangenen Herbst zurück”, gibt mir der Guide mit auf den Weg. Also versuche ich mein Glück. Im Revier stehen vier Kanzeln wie bei uns zu Hause – drei mitten im nicht geernteten Haferfeld, eine am Waldrand. Die beziehe ich gemeinsam mit meiner Tochter. Ein Schneesturm rüttelt an den Brettern, dass wir alle Luken schließen. Unsere Hoffnung auf einen Bären wird vom Winde verweht. Erst nach Stunden legt sich der Sturm, und ich öffne vorsichtig das vordere Fenster. Da! Siedendheiß durchzuckt es mich: Mitten im alten Hafer frisst eine gewaltige Schwarzbärin mit einem halbwüchsigen Jungen. Unsere ersten Bären!

Ein mächtiger Brocken

Der Bann ist also gebrochen. Am nächsten Tag wird es endlich wärmer. Der Schnee taut. Jetzt, am 21. Mai, liegt zum ersten Mal Frühling in der Luft: Und schon beim Angehen der Kanzel sehen wir, wie sich die Bärin samt Nachwuchs im Feld sonnt. Sie liegen dabei nur wenige Meter von der Waldkante entfernt. Nicht ohne Grund. Plötzlich wird die führende Schwarzbärin unruhig. Wittert, sichert. Da: Das fast erwachsene Junge ist mit einem Satz auf einer der typischen hohen Pappeln. Die Mutter verschwindet aus dem Feld. Irgendetwas hat die beiden beunruhigt. Und plötzlich taucht er auf. Ein mächtiger, muskulöser Bär patrouilliert die Waldkante rauf und runter. Wow, was für ein Brocken! Es sind noch gut zwei Wochen bis zur kommenden Bärzeit. Der Riese steckt seinen Claim ab und sucht die Nähe zu dem Weibchen. Die wiederum fürchtet um ihr Junges.

Weite Schussentfernung

Black Bears sind Kindermörder wie Löwen. Erst wenn sie den Kleinen verstoßen hat, wird sie das Männchen in ihre Nähe lassen. Mit dem Auftauchen des Kapitalen ist klar, welchen Bären ich erlegen möchte. Ich versuche mich jetzt selbst, hatte ich doch vor Antritt der Reise den Outfitter nach dem besten Kaliber für die Bärenjagd gefragt. Ich wollte meine .300 Winchester Magnum mitnehmen. Die Kanadier rieten mir jedoch zu einem langsameren Kaliber, hatten sie doch den Ansitz an jenen Kirrfässern im Sinn. Also packte ich meinen treuen 98er in 8x57 IS mit seinem sechsfachen Zielfernrohr ein. Mit dieser Wald- und Pirschbüchse fühle ich mich nun an dem weiten Haferschlag schlecht gerüstet. Als der Bär einmal bis auf 200 Meter an die Kanzel zieht, wage ich nicht zu schießen.

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Im Alleingang

Ein kleiner Wiesenbach mit dichtem Weidenbestand führt hinunter ins kahle Feld. Wenn ich diesen Schutz zum Anpirschen nutze, kämen Waldrand und Baribal wohl in Reichweite. Ich riskiere es. Als ich den halben Weg auf leisen Sohlen hinter mich gebracht habe, bemerke ich einen schwarzen Schatten im Haferfeld vor mir. Der Kapitale kann es nicht sein, den habe ich nicht aus den Augen gelassen. Da richtet sich ein wahrer Teddy vor mir auf. Ein Youngster mit noch unzerzausten Plüschohren wie von Steiff hat mich entdeckt und verdirbt mir damit den heutigen Pirschgang bei der Jagd auf den Schwarzbären.

Langes Büchsenlicht zur Jagd auf den Schwarzbären

Am vorletzten Jagdtag lasse ich meine Tochter im Camp. „Dein Papa will seinen Bären haben”, tröstet einer der Slowaken meine Johanna. Schon gegen 16.00 Uhr bin ich im Revier; das Büchsenlicht reicht bis Mitternacht. Die Bärin aalt sich bereits in der Sonne. Das Junge ist dabei. Mist. So komme ich wieder nicht ungesehen auf eine der erhöhten Sitze im Feld. Nach etwa zwei Stunden wird die Mutter nervös. Kommt er? Die Familie wechselt die Waldkante hinauf, bis ich sie nicht mehr sehen kann.

Der schwarze Riese

So, jetzt ganz schnell auf eine der Kanzeln, von denen ich die Waldkante bestreichen könnte. Auf halbem Weg, mitten im freien Feld pirschend, sehe ich einen Schwarzbären auf mich zuziehen. Ist die Bärin auf dem Rückmarsch? Ich habe keine Wahl mehr: Ich versuche so schnell es geht, auf die Kanzel zu kommen. Geduckt marschiere ich vorwärts. Von der anderen Waldseite kommt der Schwarzbär mit seinen raumgreifenden Schritten immer näher. Endlich, die Leiter. Rauf. Der Outfitter hat drei (!) Riegel vor die Tür gemacht, damit keine Bären in der jagdfreien Zeit einbrechen können. Ich könnte verrückt werden. Schiebe schließlich das dritte Hindernis beiseite und schliefe ein. Leise schließe ich die Tür, öffne zitternd die vordere Luke. Ob der Bär mich bei der Jagd auf den Schwarzbären mitgekriegt hat? Ich kann den Gedanken nicht zu Ende führen, da erblicke ich den schwarzen Riesen vor mir an der Waldkante. Der 98er fliegt an die Wange, plötzlich wird Petz schnell.

© Roland Korioth
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Unglaubliche Trophäe

Alles aus und vorbei? Ist es das Männchen, oder doch die Bärin? Das Raubwild stellt sich in den Wald und sichert im Schutze von zwei Pappelstämmen zu mir herüber. Der Laserentfernungsmesser meldet 150 Meter. Der Hals wird länger, der Kopf taucht neben dem Baum auf, der Bär windet – ergebnislos. Also schiebt er sich ganz vorsichtig wieder ins Feld. Es ist der Bär. Auf einem ausgetretenen Wechsel kommt der Goliath langsam näher. Der Laser misst 120 Meter. Wenn er sich jetzt nur noch breit stellen würde. Langsam dreht sich der Alte: Das 12,7 Gramm schwere CDP-Geschoss fasst den Bären hochblatt. Eine kurze Todesflucht endet an der Waldkante. Nun stehe ich vor einem über 200 Kilogramm schweren Sieben-Fuß-Bären, der mindestens zehn Jahre auf seinem breiten Buckel hat. Ein Fangzahn ist gerissen, das dürfte wehgetan haben. Die Krallen sind messerscharf, die Sohlen aus dickem Leder mit hellen Schwielen an den Kanten. Die Unterwolle schimmert grau, wie es sich für einen reifen Bären gehört. Mein Kanadaabenteuer hat sein gutes Ende gefunden.

Tipps zur Jagd auf den Schwarzbären

  • Kaliber: Prinzipiell alles ab .30-06 Springfield aufwärts, wobei mittlere Geschossgewichte in .300 Win. Mag., 8x68 S oder 8,5x63 Reb ideal sind.
  • Preise: Europäische Jäger profitieren in der Regel vom starken Euro und dementsprechend ist die Reise verhältnismäßig günstig. Ein Bärenabschuss kostete rund 1.000 Kanadische Dollar. Auch die Flüge werden immer günstiger.
  • Jagdzeit: Auf den Schwarzbären geht es vor allem im Mai und September.
  • Ausrüstung: Oftmals hat sich teurere und haltbare Ausrüstung in der extremen kanadischen Wildnis bewährt. Robuste und ausdauernde Repetierer sind waffentechnisch zu empfehlen. Bei Fragen hilft Ihnen in der Regel der Outfitter weiter.