Elchjagd in Nordamerika

Wirklich hochkapitale Elchhirsche gibt es für den passionierten Auslandsjäger in Nordamerika zu finden.

Welcher passionierte Schalenwildjäger träumt nicht davon, einmal zur Elchjagd in Nordamerika eingeladen zu werden. Outfitter Jens Krüger beschreibt die dortige Elchjagd – mit ihren Höhen und Tiefen.

„Esser der Rinde“

In Nordamerika, dem Kontinent
des Lizenzjagdsystems, wird der Elch „Moose“ genannt, abgeleitet von dem Wort „moosh“, was in alter indianischer Sprache nichts anderes bedeutet als „Esser der Rinde“. In Europa werden Elche fälschlicherweise gern „elk“ genannt, denn so heißt in Nordamerika der Wapiti. Also achten wir bei der englischen Wortwahl genau darauf, was wir buchen, damit beiden Seiten Überraschungen erspart bleiben. Die Zeiten, in denen Jäger in Amerika ohne Führung jagen durften, sind längst vorüber. Nur noch in der kanadischen Provinz Ontario darf ein Auslandsjäger ohne einen lizensierten Jagdführer auf Großwild jagen. Doch Vorsicht, wer sich in diesen unendlichen Weiten nicht auskennt, fliegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ohne Jagderfolg nach Hause, riskiert womöglich, weil schlecht vorbereitet, viel mehr.

Die vier Unterarten

Die Elchjagd in Nordamerika mit revierkundigem Guide ist stets vorzuziehen, zumal dieser auch die Jagdbestimmungen kennt, die streng einzuhalten sind. Das Jagdsystem erscheint einem zunächst auch etwas unübersichtlich. Wer sich für eine Elchjagd auf diesem Kontinent interessiert, hat aber wesentlich mehr zu bedenken. So sind in Nordamerika vier Unterarten anerkannt: der östliche Elch (Alces alces americana), der in Ostkanada und im Nordosten der Vereinigten Staaten beheimatet ist; der nordwestliche Elch (Alces alces andersoni), der Mittelkanada und North Dakota, Minnesota und das nördliche Michigan bewohnt; der Shiras-Elch (Alces alces shirasi), der die Rocky Mountains in den Vereinigten Staaten und in Kanada bewohnt; und der Alaska-Elch (Alces alces gigas), der in Alaska und im Nordwesten Kanadas beheimatet ist. Gigas bedeutet nichts anderes als „Riese“. Der Alaska- oder Yukon-Elch ist mit dem Kamtschatka-Elch der größte aller Unterarten, und das ist der, der unsere Träume, unsere Wünsche grenzenlos werden lässt.

© Jens Krüger

Elchjagd in Nordamerika - gewaltige Schaufler

Das Urbild eines gewaltigen Schauflers – Elche sind ohnehin urige Tiere. Geweihauslagen des Alaska-Elchs von über zwei Metern und Geweihgewichte von über 30 Kilogramm schwirren in unseren Köpfen herum. Das ist das, was europäische Jäger nach Nordamerika treibt, die Suche nach solch einem Giganten. Dabei wäre der Elch in Osteuropa, Schweden oder Finnland doch so nah. In Einzelfällen können Alaska-Elche eine Schulterhöhe von bis zu 2,3 Metern und eine Länge von über drei Metern erreichen und dabei bis zu 800 bis 900 Kilogramm schwer werden.

Eine Frage des Preises

Ein voll ausgewachsener Hirsch ist das größte Wildtier Nordamerikas, und dafür interessieren sich nicht nur Europäer. Dieser Umstand hat die Preise der Elchjagd in Nordamerika unglaublich nach oben katapultiert. Damit zur nächsten Frage? Bin ich bereit, dafür derart viel Geld auszugeben? Die Kosten liegen im fünfstelligen Bereich. Wer also weniger Geld ausgeben möchte, bejagt den nordwestlichen Elch (Alces alces andersoni). Er lebt, wie gesagt, in den westkanadischen Provinzen und einigen westlichen Teilen der nördlichen USA. Er ist die zweitgrößte nordamerikanische Elchunterart. Oder den Yellowstone-Elch (Alces alces shirasi). Bei ihm handelt es sich um eine mittelgroße Unterart. Die Rückenfärbung ist zumeist heller als bei den anderen amerikanischen Unterarten. Er wiegt selten über 450 Kilogramm. Es gibt begeisterte Elchjäger, die alle vier Unterarten erlegen wollen oder schon erlegt haben.

© Jens Krüger
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Imposante Stirnzier

Die Größe der Elchschaufeln ist biologisch leicht erklärlich. Geweihgröße und -auslage werden durch Alter, Ernährung, Genetik und Wilddichte beeinflusst. Im hohen Norden, also in Regionen mit extremen Wintern, haben über Jahrmillionen Jahren immer nur die Stärksten überleben können. Die Genetik gibt dies nun wieder. Nichts anderes als natürliche Auslese. Außerdem lassen diese Lebensräume nur eine geringe Wilddichte zu. Die Bewohner der lichten borealen Wälder, der Tundra- und Taigagebiete können zudem weite Geweihauslagen schieben, denn keine engstehenden Bäume stehen diesen im Wege. Ein auffälliger Größenunterschied zwischen Hirsch und Tier besteht nicht. Elchtiere sind lediglich etwas leichter, der Widerrist tritt nicht so stark in Erscheinung. Vor allem die enormen Schaufeln lassen die Hirsche größer als die Tiere erscheinen. Die Schaufelgröße entscheidet über die Rangordnung in der Brunft, das Geweih wird während dieser immer wieder zur Schau gestellt. Die Brunft beginnt, wie wir es aus Europa kennen, im Norden Amerikas bereits in der zweiten Septemberwoche. In den südlichen Regionen ist Ende September, Anfang Oktober Hochbrunft.

Anspruchsvolles Jagen

Elchjagden in Nordamerika sind nicht vergleichbar mit denen in Skandinavien. Denn Jagden mit dem Elchhund sind nicht durchführbar, abgesehen davon in Nordamerika verboten. Hier wird die Rufjagd ausgeübt. Schaut man sich auf YouTube oder auf DVDs Rufjagden auf Elchhirsche an, mag der Eindruck einer einfachen Jagd entstehen und dass man einem dummen Tier mit viel Wildbret und einem kleinen Gehirn entgegentritt. Aber dem ist nicht so! Derjenige, dem am ersten Jagdtag tatsächlich zufällig dieses Glück beschert wurde, hat sicherlich den Eindruck gewonnen. Jemand, der zum dritten oder gar vierten Mal diese anstrengende, herausfordernde Reise antritt, um einen Hirsch zu erlegen, der wird mir beipflichten. Die Rufjagd auf brunftige Hirsche hat ihren Reiz und ist enorm anspruchsvoll. Zudem jagt man nicht nur auf starkes Wild, sondern in grandiosen Landschaften. Mitunter ein Kampf gegen die Naturgewalten. Unberechenbares Wetter, menschenleere Regionen, riesige boreale Wälder, Tundren, alltägliche Entbehrungen – all das lassen die Elchjagd für einen echten Jäger zu einem spannenden Jagdabenteuer werden.

© Jens Krüger

Aufmerksames Jagdwild

Was will man – eine spannende Jagd oder nur einen dicken Knochen an der Wand? Es wird auf alte, erfahrene Elchhirsche gejagt, die vor jedem Schritt alles überprüfen. Sie kommen gegen den Wind, schleichen sich oft heran, ohne ihren kurzen, nasalen Ruf von sich zu geben. Ihr Geruchs- wie Gehörsinn ist kaum zu übertreffen. Sie haben Wolfsrudel abgewehrt und wurden schon als Kälber von Grizzlybären verfolgt. Selbst Schwarzbär-Attacken mussten sie überstehen, und dieser permanente Überlebenskampf hat sie äußerst vorsichtig werden lassen, ansonsten gäbe es diese Art nicht mehr. Nicht umsonst wurden sie so alt. Mitunter rufen wir bei unseren Jagden, und Wölfe stehen zu. Warum sollte also ein Elchhirsch auffällig in der Brunft sein, er riskiert sein Leben.

Elchjagd in Nordamerika - seltene Fehler

Fehler passieren ihm, wie kann es anders beim männlichen Geschlecht sein, nur in der Brunft. Die Brunft spielt sich relativ schnell ab. Biologen sagen, dass 80 Prozent aller Tiere in einer Woche brunftig werden. Danach herrscht sieben Monate Winter, es wäre ihr Tod, sollten sie sich verausgaben. Am erfolgreichsten jagen wir in unserem Outfit vor und nach der Brunft. Die Hirsche stehen mit den ersten Hormonschüben zu und haben noch kein brunftiges Elchtier in Aussicht, ähnlich wie wir es beim Blatten auf den Rehbock kennen.

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Bewegende Momente

Geduld und Ausdauer sind zwei weitere wichtige Voraussetzungen, die ein Elchjäger in Nordamerika haben muss. Hinzu kommt die psychische Belastung. Tagelang keinen Anblick, Hoffnung, Resignation baut sich auf und ab. Wir haben es mit ganz anderen Wilddichten als in Europa zu tun. Ein Elch auf 1.000 Hektar! Dort steht ein Elchtier mit Kalb, hier ein Schmaltier und dort ein junger Hirsch – und schon sind rechnerisch mehrere 1.000 Hektar von Elchen bevölkert. Ein starker, alter Hirsch steht – um nur einmal einen Durchschnittswert zu nennen – bei uns im Revier auf etwa 50.000 Hektar. Diesen Hirsch im richtigen Augenblick zu rufen, das ist das große Glück eines Elchjägers in Nordamerika. Doch zehn Tage sitzen, melden, nichts zu hören, das frustriert. Darauf muss ich eingestellt sein. Nicht geschossen ist auch gejagt. Es ist besser, der Reise mit geringen Erwartungen entgegenzusehnen.

Eine aufopfernde Jagd

Der Normaljäger ist mit dieser Situation häufig überfordert. Licht und Schatten liegen hier eng beieinander. Große Zeitunterschiede und lange Anreisen – auch das zehrt. Nicht zu vergessen die hohen Kosten. Aber steht der urige Hirsch zu, man hört ihn von fern anwechseln, immer wieder Weiden zerschlagen, und mit einem Mal sieht man ein imposantes, mächtiges Geweih. War er eben noch so vorsichtig, hat man auf einmal das Gefühl, ein Panzer wälzt sich rücksichtslos durch die Sümpfe. Ein Naturschauspiel der besonderen Art. Wer das einmal erlebt hat, wird es nie wieder vergessen. Nur kein unnatürliches Geräusch, keine rasche Bewegung – kommt er näher oder nicht? Der Puls schlägt bis in die Ohrläppchen. Ist es tatsächlich so weit und er steht breit, dann ist man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Vergessen sind Schnee, Sturm, Regen, Kälte und all die Entbehrungen. Nur ein aufopferndes Jägerherz kennt dieses Gefühl.

© Jens Krüger

Zu guter Letzt

Ins Brunftgebiet zur Elchjagd in Nordamerika gelangt man mit Pferden, Booten, zu Fuss oder mit Wasserflugzeug. Übernachtet wird oft im Zelt, viele Outfitter haben Camps. Eine gute Kondition kann für den Jagderfolg entscheidend sein. Wer Nordamerika nach der Elchjagd verlässt, wird es lieben oder hassen, ein Dazwischen gibt es nicht. Seien wir also gut vorbereitet. Beide Seiten, Jäger und Jagdführer, klären genau ab, was körperlich machbar ist. Nichts ist unangenehmer als ein überforderter Jäger mit zu hohen Erwartungen, für den das Ganze zur Tortur wird. Der Outfitter ist sorgfältig auszuwählen, am besten einen Vermittler kontaktieren, der langjährige Erfahrung mit seinem Veranstalter hat, ansonsten entwickeln sich noch andere Komplikationen.

Wissenswertes

  • Für die Einreise in die USA und Kanada muss eine elektronische Reisegenehmigung beantragt werden. Am besten mit dem Jagdreisebüro bei der Flugbuchung beantragen.
  • Reisende in die USA müssen sich auf Befragung am Flughafen einstellen.
  • Die Fluggesellschaften empfehlen Passagieren, früher zum Einchecken zu kommen als bisher.
  • Waffen zur Elchjagd in Nordamerika können problemlos eingeführt werden, eine Waffendeklaration wird verlangt. 

  • Vor der Einreise in die USA muss mit der Jagdlizenz die Einfuhr der Waffe und Munition beantragt werden. Es sollte mindestens acht Wochen vor der Reise sein. Dies geht online.
  • Waffen bei der Fluggesellschaft unbedingt anmelden. Selbstladebüchsen sind erlaubt, Schalldämpfer nicht.
  • Für die Trophäeneinfuhr wird eine Veterinärbescheinigung benötigt.
  • Eine hochwertige Ausrüstung macht sich in jedem Fall bezahlt. 

  • Für jede Wildart werden Jagdschein (Non resident Alien Hunting Licence) und die sogenannten tags verlangt. 

© Jens Krüger