Lettland hat alles: Luchs, Wolf, Elch, Hirsch, Sau, Reh – und alles darf auf der Drückjagd in Lettland bejagt werden. Begleiten Sie einen passionierten Gesellschaftsjäger und eine 16-köpfige Jägergruppe auf einer ungewöhnlichen Jagdreise in ein Revier von sage und schreibe 90.000 Hektar.
Der erste Elch auf der Drückjagd in Lettland
Eine Bewegung zwischen den Bäumen. Palle hebt völlig lautlos und ohne Hektik die Waffe. Ein starkes Elchtier trollt aus dem Wald an einen Graben, direkt auf uns zu. Als es uns mit hat, dreht es bei. Palle schießt, meine Ohren dröhnen, der Elch zeichnet. Er zieht weiter am Graben entlang, wo Palle erneut eine Kugel antragen kann. Nun flüchtet das Tier zurück in den Wald, wo wir es krachend zusammenbrechen hören. Palle und ich liegen uns fassungslos in den Armen, gemeinsam haben wir Palles ersten Elch erlegt.
Das Revier Lubana
Wir sind bis nach Lettland gereist, damit es endlich klappt mit dem ersten Elch. Bislang war es uns nicht vergönnt gewesen. Lubana ist eine Försterei von 90.000 Hektar. Leiter des Jagdbezirks ist seit 30 Jahren Arnis Zeiers, er kennt jeden Winkel in diesem riesigen Areal. Es gibt reichlich Elchwild hier, und es macht enormen Schaden. Daher müssen vor dem 15. Dezember in jedem Jahr 90 Stück erlegt werden, ansonsten bekommt Arnis Ärger mit seinem Vorgesetzten. Da der Druck in diesem Jahr besonders groß ist, haben wir angereisten Jäger den Auftrag, jeden Elch, den wir vor die Büchse bekommen, zu erlegen. Die Größe ist egal, es können Kälber, Schmaltiere, Tiere, junge und alte Hirsche erlegt werden. Die Unterkunft ist ein Traum: Wir wohnen in einem großen Holzhaus am Rande eines wunderschönen Sees.
Das Wolfsbestätigen
Lettland ist zwar EU-Mitglied, hat aber die Artenschutzrichtlinien nicht unterzeichnet. Sie wundern sich? Hier tut das niemand. Die Wölfe werden ganz normal bejagt, wie übrigens in vier weiteren EU- Ländern auch, nämlich in Litauen, Finnland, Griechenland und Teilen Spaniens. Arnis fragte uns, ob wir an einer Wolfsjagd interessiert wären. Und wie wir waren! Also schickte er einige seiner Mitjäger am Abend weit verteilt in die Wälder und ließ sie heulen wie Wölfe. Dort, wo Wölfe antworten, wollten wir am nächsten Morgen ein großes Treiben durchführen. Mit ein wenig Glück auf der Drückjagd in Lettland könnte ein ganzes Rudel vor die Läufe kommen.
Wolfstreiben in Lettland
Als wir am nächsten Tag auf unserem Stand waren, hörten wir plötzlich einen Hund jämmerlich klagen. Über Funk wurde schnell klar, was die Ursache war: Er kämpfte mit einem Wolf. Ums Überleben! Ich hatte als begleitender Fotograf wieder Glück, denn ich stand neben Jäger Hans. Und während wir über Funk darüber redeten, dass ein Hund in ernsten Schwierigkeiten steckte, schnürte ein graues, großes Tier 80 Meter vor uns die Waldkante entlang. Sofort flüsterte ich: „Wolf! Schieß!“ Da blieb der Grauhund stehen und äugte uns an. Zehn Sekunden. Zwanzig. Dreißig, eine Ewigkeit.
Schwerfälliger Galopp
Hans nahm langsam seine Büchse in Anschlag, als der Wolf plötzlich begann, in seinen typisch schwerfälligen Galopp zu wechseln. Er hatte uns eindeutig mit. Hans schwang mit, er blieb nicht stehen, als der Schuss brach. Ich konnte durch mein Fernglas genau sehen, wie das Geschoss am Halsansatz einschlug und der Wolf, wie vom Blitz getroffen, zusammenbrach – perfekt! Wir wollten gerade jubilieren, da trollte ein Elchtier aus dem Wald genau auf demselben Wechsel. Auch dieses konnte Hans mit einem Schuss sauber strecken. Was für ein Wahnsinn! Wir zitterten anschließend wie Espenlaub auf der Drückjagd in Lettland, der Hochsitz wackelte.
Schmerzender Ischias
Am anderen Ende des Treibens ereignete sich eine fast unglaubliche Geschichte. Zum einen fiel auf einem Stand ein 160 Kilogramm schwerer Keiler mit 22 Zentimeter langen Waffen, zum anderen musste einen Stand weiter der Jäger Jensen aus Schweden in die Hocke gehen. Sein eingeklemmter Ischias zwang ihn in die Knie, und er versuchte, mit aberwitzigen Dehnübungen auf dem Waldweg die furchtbaren Schmerzen zu lindern. Es waren genau diese Hockübungen, die ihm ein unglaubliches Jagderlebnis bescherten. Ganz plötzlich tauchte kaum zehn Meter neben ihm am Rande der Dickung ein Wolf auf. Dieser sah ihn nicht, weil Jensen genau in diesem Moment im hohen Gras unter seinem Stand kniete. Der Wolf wollte leise und langsam an seinem Stand vorbeiziehen. Jensen erlegte ihn auf zehn Meter und hatte den Rest der Reise keinerlei Rückenschmerzen mehr.
Die Gesamtstrecke
Alle teilnehmenden Jäger haben während der dreitägigen Drückjagd etwas erlegen können. Insgesamt lagen schlussendlich 19 Stück Elchwild, drei Stück Rotwild, zehn Sauen, sieben Stück Rehwild, 14 Marderhunde, vier Dachse, ein Fuchs und zwei Wölfe. Alles in allem also eine bunte Strecke aus Schalen- und Raubwild.
Ein positives Fazit
Unser Resümee: fantastische Jagderlebnisse und eine perfekte Organisation. Viele von uns waren zuvor diverse Male in Polen gewesen, doch da wollte nach Ende dieser Jagd eigentlich niemand mehr hin. Nicht nur, dass Lettland die preiswertere Alternative ist, nein, in Lettland hat man zudem die Möglichkeit, legal Wölfe zu bejagen. Erbeutete Wolfstrophäen dürfen präpariert und mit CITES-Genehmigung nach Deutschland eingeführt werden. Für uns alle war klar: Wir kommen wieder!