Ob das Erlegen von zahmen Löwen oder das Erbeuten von starken Zuchttrophäen, so manche Jagdform bildet Probleme bei der Auslandsjagd und bringt diese in Verruf. Weltenbummler Jens Ulrik Høgh hat sich die „populärsten“ einmal vorgenommen.
Umstrittene Jagdpraktiken
Als passionierter Auslandsjäger werde ich häufig gefragt, ob es Formen der Jagd gibt, für die ich mich nicht stark machen würde. Diese und sonstige Probleme bei der Auslandsjagd gibt es, und zwar nicht wenige. Die Großwildjagd unterscheidet sich nur wenig von den meisten anderen Geschäftszweigen. Wenn es Geld zu verdienen gibt, wird es auch jemanden geben, der alles dafür tut. In diesem Beitrag werde ich mich allerdings nur mit legalen Jagdformen beschäftigen, die dem reisenden Jäger angeboten werden. Wilderei ist ein ganz anderes, viel größeres Problem als die legale Jagd. Wahre Jäger sind keine Kriminellen, haben aber trotzdem das Potenzial, einen ernsthaften Shitstorm auszulösen. So sind einige Jagdpraktiken rund um den Globus nur schwer zu rechtfertigen, wie folgende Beispiel zeigen:
Probleme bei der Auslandsjagd durch Gatterlöwen
Nichts hat der Großwildjagd einen derart schlechten Ruf eingebracht wie die südafrikanische Gatterlöwen-Industrie. Löwenzüchter produzieren Löwen wie Schweinemäster hierzulande Schweinefleisch. Aus der Perspektive der Gatterlöwen-Industrie sind die Praktiken schwer zu kritisieren, wenn auch Pelzfarmen akzeptiert werden. Löwen sind fruchtbar und leicht in großen Mengen zu produzieren. Es gibt eine große Nachfrage nach Löwenfleisch und -knochen auf dem asiatischen Markt, die die Löwenzucht zu einem lukrativen Geschäft gemacht hat. Das Problem für die Großwildjagd ist nur, dass die Löwenzüchter ihr Einkommen dadurch steigern, dass sie „Löwenjagden“ an naive oder gleichgültige Trophäenjäger verkaufen. So bringt ein braver Löwe mit prächtiger Mähne dem Züchter einige 10.000 Dollar für die Trophäe, zusätzlich kann er das Fleisch und die Knochen immer noch verkaufen.
Ein großes Problem
Das ist ein großes Problem für das Ansehen der Großwildjagd. Diese Löwen sind keine wilden Tiere, sondern handaufgezogen. Einige Tage vor der Jagd werden sie aus ihren kleinen Gattern in die Freiheit entlassen. Es gibt keine Unwägbarkeiten, die Jagd ist hundertprozentig sicher. Man kann sich im Vorfeld sogar den Löwen auf der Webseite des Züchters ansehen – als suche man sich einen Hummer zum Essen in dem Aquarium eines vornehmen Restaurants aus.
Verschiedene Lager
Die Gatterlöwen haben die südafrikanische Großwildjagd-Industrie in zwei Lager gespalten. Die meisten Jagdanbieter würden sie aufgrund der schlechten Presse, die sie verursacht, am liebsten verbieten lassen. Trotzdem gibt es immer noch eine starke Lobby der Züchter und Jagdanbieter, die diese Praktiken verteidigen. Aber es gibt auch eine Menge Jäger, die, um ihre Trophäensammlung zu komplettieren, bereit sind, den einfachen Weg einer Löwenerlegung zu gehen. Gatterlöwen tragen nichts für den Artenschutz bei, im Gegenteil, sie vergrößern den Katalog der Probleme bei der Auslandsjagd eher. Die schlechte Presse hat dafür gesorgt, dass die nachhaltige Jagd auf wilde Löwen eingebrochen ist. Auf der alljährlichen Messe des Safari Club International in Las Vegas wurde vermutlich nicht eine einzige Löwenjagd verkauft. Niemand traut sich, einen neuen Shitstorm zu provozieren. Leider trifft der Mangel an Kunden für die nachhaltige Jagd auf wilde Löwen die lokalen Arten- und Naturschutzbemühungen, die von den Jagdeinnahmen abhängig sind.
Probleme bei der Auslandsjagd durch Zuchttrophäen
Weitere Probleme bei der Auslandsjagd entstehen durch Zuchttrophäen. Züchter züchten monströse und unnatürliche Trophäen. Das geschieht überall auf der Welt. Gatterhirschen wachsen riesige Geweihe hinter Zäunen. Rothirsche mit einem Geweihgewicht von über 20 Kilogramm sind schon keine Sensation mehr. Diese Hirsche sehen nicht mal mehr aus wie Rotwild, trotzdem gibt es eine enorme Nachfrage nach ihnen. Fast alle Hirschartigen werden in Gattern gezüchtet, um maximale Trophäen zu produzieren. Die Situation ist der der Gatterlöwen sehr ähnlich, nur dass Gatterhirsche noch zahmer sind. Wildzüchter legen ihr Augenmerk nicht nur auf Hirschartige. Das absichtliche Züchten starker Trophäen wird mit allen möglichen Wildarten betrieben. In Südafrika werden Zuchtbullen mit besonders starken Hörnern zu unglaublichen Beträgen auf Auktionen von Wildzüchtern für ihre Zuchtherden gekauft.
Geschäfte mit Farbvarianten
Ungewöhnlich starke Trophäen sind nicht das einzige, was Großwild-Zuchtprogramme zum Ziel haben. Es gibt auch eine Menge Geschäfte mit Farbvarianten der verschiedenen Antilopenarten. Zum Beispiel schwarze Impalas, goldene Gnus, Sattelfleck-Blessböcke und so weiter. Es werden alle Möglichkeiten ausgenutzt, um neue Trophäen für die gleichgültigsten Sammler zu kreieren. Es werden sogar Hybriden – also Kreuzungen von verschiedenen Wildarten – gezüchtet, die man in der Wildnis niemals antreffen würde. Haben Sie schon einmal von einem Blessgnu gehört? Sie können dieses Hybridwild in Südafrika erlegen. Ein Problem mit der Zucht von Farbvarianten entsteht, wenn diese Tiere aus den Gattern entkommen und sich mit ihren wilden Verwandten kreuzen. Dies wäre aus Artenschutzgründen ein Desaster.
Ausrottung durch Buschfleisch-Wilderei
In einigen Fällen sind die Probleme bei der Auslandsjagd viel komplexer. Haben Sie schon einmal von Farmen mit exotischem Wild gehört? Texas ist zum Beispiel dafür bekannt, dass man dort verschiedene Wildarten aus der ganzen Welt jagen kann. Markhor (Schraubenziegen), Nilgauantilopen, Mendesantilopen oder Kaffernbüffel, es ist fast alles möglich. Auch aus anderen Teilen der Welt sind solche Praktiken bekannt. Ein Pere David’s Hirsch hinter englischem Zaun ist nicht weniger exotisch als Zebras in Texas. Kann man es mit seinem Gewissen vereinbaren, Wild auf Kontinenten zu jagen, wo es niemals natürlich vorkommen würde? Im Falle der Farmen mit exotischem Wild muss man anführen, dass sie dazu beigetragen haben, einige wirklich seltene Arten zu retten. Hätte es zum Beispiel die Jagdfarmen in Texas nicht gegeben, es hätte weder Mendesantilopen noch Kropfgazellen gegeben, die man in der Natur wieder hätte ansiedeln können, nachdem sie durch Buschfleisch-Wilderei völlig ausgerottet wurden.
Effiziente Zuchtfarmen
Solche Zuchtfarmen sind viel effizienter als normale Zoos, da sie einen finanziellen Anreiz dazu haben, eine große Population der einzelnen Wildarten heranzuzüchten. Die Gatter umfassen meistens einige tausend Hektar und bieten den Tieren eine deutlich natürlichere Lebensweise, als es Zoos je könnten. Man mag es merkwürdig finden, mitten in Texas Ibex Bezoare zu jagen oder auf der Pirsch einer Herde Zebras zu begegnen – aber unterscheidet sich das wirklich von Muffelwild in einem deutschen Jagdgatter? Solche Farmen sind nichts anderes als Freiland-Zoos, die ein ähnliches Jagderlebnis bieten wie die großen Jagdgatter in Europa und Afrika. Außerdem leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt stark bedrohter Arten, in dem sie als Zuchtzentren für diese fungieren.
Presseproblem
All die hier erwähnten Praktiken sind aus Sicht des Artenschutzes unproblematisch, auch gibt es aus Tierschutzgründen kein Problem, vergleicht man sie mit der massenhaften Haltung von Hühnern oder Schweinen auf unseren heimischen Bauernhöfen. Probleme bei der Auslandsjagd entstehen durch verkehrte Öffentlichkeitsarbeit. Wir versuchen, Jagd in der Öffentlichkeit als eine natürliche Aktivität zu verkaufen. Wir behaupten, dass wir den natürlichen Überschuss wilder Populationen abschöpfen. Wir erzählen den Menschen, dass Jagd Herausforderung ist und das wahre Naturerleben. Es ist einfach unglaubwürdig, solche Dinge zu behaupten, wenn die Tiere, die gejagt werden, nur für die Kugel gezüchtet wurden.